Bedüsung

Alle Technikthemen gehören hier her
Antworten
Benutzeravatar
chäffe
Beiträge: 451
Registriert: Do 19. Mai 2011, 12:38
Wohnort: Lahstedt
Kontaktdaten:

Bedüsung

Beitrag von chäffe »

Bedüsung von Vergasermotoren

Die richtige Bedüsung eines Vergaserfahrzeuges ist wichtig für den Verbrauch, den Temperaturhaushalt aber viel mehr die Lebenserwartung eines Motors.
Dabei gilt grundsätzlich:
Je größer der Motor (Leistung, Hubraum, Verdichtungsverhältnis) um so empfindlicher und schädlicher sind fehlerhafte Bedüsungen oder verstopfte Leerlaufdüsen.

Tip für Selbermacher und Neueinsteiger: (Profis ist es bekannt)

Düsen haben kalibrierte Bohrungen.
Wenn in absoluten Ausnahmefällen und in Mangelung an einem Düsensortiment einmal Düsen erweitert werden sollen, dann müssen die Düsen immer aufgerieben und nicht gebohrt werden.
Eine Bohrung ist viel zu ungenau.
Auch ist es absolut notwendig, bei solch einer Arbeit eine Düsenlehre zu verwenden und die passenden Düsenreibahlen.
Im Anschluß sollte die Beschriftung auf der Düse berichtigt, mindestens jedoch entfernt werden um Verwechslungen zu vermeiden.

Eine Lambdamessung in allen Fahrsituationen ist der krönende Abschluß und die Grundvoraussetzung für einen störungsfreien Betrieb.
Leerlauf- und Vollgasmessung sind nicht ausreichend.
Mehr als 2/3 des Fahrbetriebes werden im Teillastbereich gemacht.
Ansaugtrakt und Abgasanlage müssen fehlerfrei sein, damit weder Frischluft eindringen, noch Abgase entweichen können.

" Messungen mit undichten Abgasanlagen sind absurd und nicht möglich"

Bei Mehrvergaseranlagen ist peinlich darauf zu achten, dass alle Vergaser 100% gleich bedüst sind und fehlerfrei arbeiten.
Eine Messung als Summe im Abgasendrohr verfälscht sonst die Messergebnisse.
Einzelne Zylinder können überversorgt, andere gefährlich unterversorgt werden.
Wenn Zweifel an der Synchronität der einzelnen Vergaser, bzw Verbrennung der einzelnen Zylinder bestehen und keine Lambdamessung
in den einzelnen Abgasrohren möglich ist, so kann eine Infrarot-Temperatur-Pistole zur Messung der unterschiedlichen Abgastemperaturen hilfreich sein.
Man muss jedoch wissen, dass immer der gleiche Abstand zum Zylinderkopf (Auslassventil) so wie auch die gleiche Farbe der Krümmerrohre vorhanden sein müssen.
Schwarze Rohre haben eine andere Wärmeabstrahlung als weiße oder verchromte Rohre.
Wer auf die Gleichheit der Krümmer und Abstände achtet, kann mit solch einer Behelfsmethode schnell Temperaturunterschiede feststellen und Rückschlüsse auch die Verbrennung schließen.

Guter Rat:
Von wilden Düsentauschereien mit gefährlichem Halbwissen, oder Hörensagen ist ab zu raten.
Wer sich Hilfe bei solchen Arbeiten holt, sollte darauf achten, dass die "helfende Hand" diese Grundlagen auch beherscht.

Schlußendlich ist es der eigene Motor, den man zerstört. ;)

Wer also selber Hand an die Vergaser legt, sollte genau wissen was er tut und was er damit anrichten kann.
Eine fehlerhafte Bedüsung ist nach mangeldem Öl und fehlende Wartung die Hauptursache für Motorschäden.

Spass: "ist eben wie ungeschützter Sex......kann gut gehen, muss aber nicht und führt im schlimmsten Fall zum Tode" :roll:
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
Benutzeravatar
chäffe
Beiträge: 451
Registriert: Do 19. Mai 2011, 12:38
Wohnort: Lahstedt
Kontaktdaten:

Benzinpumpen

Beitrag von chäffe »

Zum Thema Bedüsung passt auch das Thema Benzinpumpe und Benzinversorgung sehr gut.

Die ausreichende Fördermenge einer Benzinpumpe ist wichtig für den störungsfreien Betrieb und die ausreichende Versorgung der Schwimmerkammern von Vergasern.

Empfehlenswert sind Pumpen, die bei Doppelvergaseranlagen mindestens 85l/h Fördermenge bezogen auf einen ca. 100PS-Motor bringen.
Nun ist es nicht so, dass der Motor wirklich 85l pro Stunde verbraucht. " ist ja kein Panzer" ;) , sondern wärend einer kurzen Beschleunigung und kurzer Vollgasfahrt nennenswert mehr Benzin braucht, als im Durchschnitt.
Es hat sich gezeigt, dass eine Durchflussmengenmessung absolut wichtig ist.
Die angegebenen Fördermengen auf den Verkaufsangaben stimmen in den seltensten Fällen.
Gerade bei sehr billigen Produkten können die Abweichungen erheblich sein.

Wenn die Pumpen im Fahrzeug montiert sind, dann ist es im Anschluß sinnvoll, die Fördermenge direkt vor dem Vergaser zu messen.
Benzinfilter, Benzinleitungen und Übergangsstücke so wie vieleicht Druckminderer können zu erheblicher Reduzierung der Fördermenge führen.

Eine Unterversorgung und ggf Überhitzung in Folge von zu magerem Gemisch bis hin zur Klingelneigung können mögliche Folgen sein.

Eine Messung ist ebenso wichtig wie einfach.
Ein Meßbehälter mit 1L-Volumen, so wie eine Uhr mit Sekundenanzeige sind völlig ausreichend.

Also:
Zündung an, Pumpe läuft, Uhr beachten und 1L pumpen lassen.
Nun die Sekunden auf eine Stunde hoch rechnen und fertig.
Es ist sehr schnell gemacht und bringt Sicherheit.

Nach spätestens 43 Sekunden sollten 1L im Messbecher sein.

:!:
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
Benutzeravatar
chäffe
Beiträge: 451
Registriert: Do 19. Mai 2011, 12:38
Wohnort: Lahstedt
Kontaktdaten:

Ein Märchen

Beitrag von chäffe »

Das Märchen von der Grundeinstellung der Weber Doppelvergaser

Also ich weiß gar nicht mehr, wie ich dem Humbug begegnen soll.
Ich möchte es mal heraus schreien….

GRUNDEINSTELLUNG BEI WEBERN CO-SCHRAUBE ZWEIEINHALB UMDREHUNGEN RAUS IST ABSOLUTER BLÖDSINN !!!!

:o Oh welch dreiste Behauptung :?:


Ich kann leider nicht sagen, wer dieses Märchen einmal in die Welt gesetzt hat.
Leider wurde es immer wieder in allen Foren kopiert und teilweise auch von renommierten Firmen einfach so abgedruckt.

Diese Geschichte wurde soooooo oft erzählt, dass sie fast alle glauben und weil sie es nicht besser wissen, zu aller Schande auch zitieren ;-((((

Wer so etwas schreibt oder erzählt outet sich leider mit mangelnder Fachkompetenz.

Ursachenforschung:
Es begab sich zu einer Zeit, da die Doppel-Webervergaser als der Geheimtip für
Leistungsteigerungen bei 4-Takt-Motoren galt.
Es war eine schöne, einfache Zeit. Eine Zeit, wo Handwerk noch zählte. Eine Zeit, wo Tuning noch frisieren hieß. Eine Zeit, wo eine Handvoll Spezialisten sich um die Leistungssteigerung kümmerte und diese wie Künstler betrachtet wurden. Noch vor dem Computer-Zeitalter, vor Telefonen mit ohne Schnur,
vor dem Internetz, ja sogar vor dem Gesichtsbuch......

Zu dieser sagenumwobenen Zeit hatten Sportliche Automobilhersteller herausgefunden, dass man mit mehreren Drosselklappen
die Füllung und die Leistung eines Motors drastisch steigern konnte. Es wurden zunächst je ein Vergaser auf einem separaten Ansaugrohr
für jeden Zylinder einzeln montiert. Der Erfolg gab diesem Konzept recht. Bald darauf wurden die Vergaserhersteller gebeten, Vergaser herzustellen, die mehrere einzelne Drosselklappen in einem Gehäuse vereinten.
Das war die Geburtsstunde der Doppelvergaser.

Solex, Zenith, Dellorto, Weber usw fertigen alle diese neue Vergasergeneration.
Sporlich ambitionierte Automobilhersteller verwendeten diese neuen Vergaser in ihren Topmodellen.
Ja, ein schöne mystische Zeit........
Bald entdeckten nun auch die oben angesprochenen Künstler oder auch "Halbgötter des Tunings" diese neuen Vergaser und schraubten sie an brave Serienmotoren.
Was für ein Erfolg. Ganze Heerscharen von neuen Tuningfirmen schossen aus dem fruchtbaren Boden.
Die Motorumbauten wurden zu dieser schönen alten Zeit ausschließlich von Spezialfirmen mit know how gemacht.
......wir erinnern uns.........es gab ja "noch kein Internetz und keinen Onlinehandel"
Die Firmen wussten was sie zu tun hatten mit den neuen Doppelvergasern. Es gab auch noch keinen Aftermaket-Handel und keine entsprechende Produktion dafür.

Und nun, nach vielem geschichtlichem Geschwafel kommen wir zum Kernpunkt.
Die damals in Frage kommenden Doppelvergaser der Marke Weber waren noch etwas anders aufgebaut.
Sie waren in erster Linie für Motoren mit kleinen Einzelhubräumen pro Zylinder ausgelegt.
Die Düsenbestückung war dem entsprechend klein und die Einstellschrauben hatten spezielle Feingewinde.
AHAAAAAA, da könnte also des "Lösungs Schlüssel liegen" oder so ähnlich....
Es gab zu dieser Urzeit im Motortuning eben nur diese eine Vergasersorte.
Wenn man nun etwas größere Motoren damit bestücken wollte, dann musste man
an den sehr feinen Gewinden lange drehen, damit die Vergaser im Standgas fetter wurden.
Zur Erinnerung: Es gab noch keinen Onlineshop, wo man mal eben größere Düsen kaufen konnte----lol---
Ja, welch schöne Zeit...... das wenige know how wurde Mund zu Mund weiter gegeben.

Nun kam der Urknall:
Das Computerzeitalter.....das Internet...... boah ey.....
Sorry, leider dabei auch die Sprachverstümmelung :oops:

Jemand, bestimmt in gutem Glauben, setzte ins Netz, dass man die Grundeinstellung der Webervergaser mit 2,5 Umdrehungen an der CO-Schrauben machen müsse.
Bestimmt ein Relikt aus einer Erzählung mit Urzeitlichen Feingewindevergasern….

Plopp, und weit gefehlt. Zu dieser Zeit gab es schon mehr als nur noch diesen einen Weber Doppelvergasertypus der mit Feingewinde und sehr kleinen Düsen eigentlich für kleine Motoren gedacht war.
Wir sind ca. 40 Jahre weiter. Weber Doppelvergaser werden nun in vielen Ausführungen gefertigt.
Wir sind nun fast in der Gegenwart. Alleine von den Weber 40IDF wurden zu der Zeit mehr als
15 Versionen gefertigt. Die wenigsten hatten noch die kleine Magerbedüsung und einige schon nicht einmal mehr die
Feingewindeschrauben für das CO und den Drosselklappenanschlag.
Jetzt sind wir im hier und heute. (für die Nachwelt: Wir schreiben das Jahr 2015 n.Ch)
Aktuell werden originale Weber Vergaser nur noch in Spanien gefertigt. Sie werden ausschließlich
in der letzten Aftermaket-Version produziert, da die Automobilhersteller sich von Vergasermotoren verabschiedet haben und lieber
zu so einem fragwürdigen, manipulierbarem Zeug wie freiprogrammierbaren Einspritzanlagen übergegangen sind.
Entschuldigung,....ich weiche ab....
Diese Vergaserversion mit der Bezeichnung 40IDF70 ( größere Versionen werden auch produziert)
haben jedoch ausnahmslos größere Gewinde für die Drosselklappen-Anschlagschrauben,
gröbere Gewinde für die CO-Schrauben mit flacherer Spitze und größere Leerlaufdüsen.

Eine Grundeinstellung ist schon mindesten 25 Jahre nicht mehr allgemeingültig und bei
den 40IDF70 sooooo weit entfernt von der Ur-Version, wie die Glaubenskriege von der Religion.
......

Heute (anno 2015) würde man eventuell eine Grundeinstellung für die Weber Doppelvergaser etwas anders beschreiben.
1. man muss unbedingt die Version des Vergasers angeben.
2. man muss unbedingt die Größe der Leerlaufdüse angeben.
3. man muss unbedingt die Anzahl an Übergangsbohrungen angeben
4. das wichtigste: Man kann Vergaser nicht einstellen, in dem man an Schrauben dreht. Man kann NUR den
Leerlauf im Bereich zwischen ca. 800-1300 U/min durch verdrehen der Schrauben beeinflussen, bzw
das Abgasverhalten in diesem sehr kleinen Bereich verstellen. Alle anderen Drehzahl- und Lastbereiche kann man nur durch
ändern der Bedüsung und Vergaserbestückung "verstellen" Dazu müssen aber Bauteile getauscht werden und nicht einfach nur gedreht.


Jetzt kommen wir zu einem „kühnen“ Moment in diesem geistigen Erguss:
Erste kühne Aussage: Fast alle veröffentlichte Düsenbestückung für VW-Boxermotoren sind falsch
und werden nicht dadurch wahrer, dass sie nur oft genug kopiert werden.
Zweite kühne Aussage und damit endlich die wahrscheinlich wichtigste und einzig sinnigste Aussage:
Grundeinstellung der Weber Doppelvergaser 40IDF70 auf gängigen VW-Boxermotoren
Mit Hubräumen zwischen 1600ccm und 2400ccm
Leerlaufdüse: 50-55
Umdrehungen der CO-Schraube: 0,5-1,5 (Abhängig von der LLD)
Drosselklappenanschlagschraube: 1,5-2,5 Umdrehungen

Welch lang ersehnter Moment. Diese wenigen Zahlen endlich lesen zu können.
Gepriesen sei‘s Du, der dieses Geheimnis endlich enthüllt
Mögen sie nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden und, so meine Hoffnung, in bälde auch in die letzte Schrauberbude oder Netzwerknische vordringen und die alte Mähr von den „zweieinhalb“ vom Throne fegen, wie eisenhaltigen Dosenspinat von Popeye.

Gruß,
Rainer Orminski (in einer melancholischen Stunde)
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste