Fundstück der Woche 27/2016 oder viele Köche verderben den..

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chäffe
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Fundstück der Woche 27/2016 oder viele Köche verderben den..

Beitrag von chäffe »

Um das trockene Sommerloch etwas zu überbrücken, haben wir hier ein weiteres Fundstück.

In diesem Fall waren es wohl mehrere Köche ähhh Motorenbauer, die den Brei verdorben haben.

Hauptdarsteller ist ein Typ4-Motor, der für einen alten Porsche etwas aufgepumpt wurde.
Leider haben sich gleich mehrere "Kompetenzen" daran gütlich getan, so dass in Summe leider massenhaft Fehler eingebaut wurden bis hin zur
Unfähigkeit aus eigenen Kräften laufen zu können.

Der Motor sollte von 2,0L auf 2,4L erweitert werden und auch mit Hilfe von größeren Zylinderköpfen und 44er Doppelvergaser
die Leistung um mindesten 50% steigern.

Nun, was ist daraus geworden?

Das Motorgehäuse wurde zur Aufnahme der größeren Zylinder aufgebohrt. Die neuen Zylinder hatten einen Durchmesser von 104mm innen und 108,5mm aussen.
Gehäuse 106,5
Gehäuse 106,5
Das Gehäuse wurde jedoch nur auf 106,5mm aufgebohrt und kurzer Hand die Zylinder aussen abgedreht. Leider wurde die Wandstärke dabei sehr dünn und ungleichmäßig. Die Wandstärke der Zylinder betrug nur noch 0,8mm bis 1,5mm.
Das ist natürlich viel zu wenig für einen 104mm Kolben und zu dem auch noch erheblich zu ungleichmäßig.

Weiter im Text:
Limaauflage 1
Limaauflage 1
Damit der Motor auch nach Porsche aussieht und das Gebläse mehr Kühlluft bringt, wurde eine neue Porschegebläseauflage gefräst.

Leider hat auch hier der Fräser es etwas zu gut gemeint und ist in der Mitte durchgefräst.
2mm weniger wären hier mehr gewesen.
Limaauflage mit Loch
Limaauflage mit Loch
Und noch ein weiteres Dilemma, welches den Motorlauf unmöglich machte.

Die Zylinderköpfe mussten für die großen Zylinder auch aufgespindelt werden.
Das neue Maß der Zylinder wäre 115mm gewesen.
Leider wurden die Zylinder nur auf 114,8mm aufgebohrt.
Der Monteur glaubte anschließend, es müsse sich wohl um eine Presspassung handeln und hat dann die Köpfe mit Gewalt über die Zylinder gepresst.
Fataler Fehler! Bei solch einer Aktion schiebt sich das Alu des Kopfes auf und verhindert eine saubere Abdichtung. Der Zylinderkopf sitzt schief, nicht planeben und der Motor bläst dort ab.
114,8 statt 115mm
114,8 statt 115mm
Die Zylinderköpfe weisen aber auch noch weitere Unzulänglichkeiten auf.
Es wurden hier größere Ventilsitzringe und größere Ventile verbaut.
Dabei wurde maschinell mit einem Rundplättchenfräser die Ringspalte um die Ventilsitze erweitert.
Man hatte dabei nur vergessen, diese Erweiterung auch Richtung Zylinder zu machen. So ergab sich also rings um das Ventil eine Hohlkele.
Man hatte also einen Hinterschnitt in den Brennraum gefräst, statt eine schön gleichmäßige Brennraumgestalltung.
Nur gut, daß der Motor niemals auf Leistung ging.
Hinterschnitt1
Hinterschnitt1
Hinterschitt 2
Hinterschitt 2
Das war bei allen Ventilen so mehr oder wenig stark ausgeprägt. Der Übergang zum Brennraum war scharfkantig und nicht einmal entgratet.
Wer so etwas macht, hat von Motorenbau eher weniger Sachverstand.

Daß das gebrauchte Gehäuse nachträglich passbuchsen am Mittellager bekommen hatte, ohne anschließen die Hauptlagergasse zu spindeln ist da kaum noch erwähnenswert.
Warscheinlich ist dem Motorenbauer aufgefallen, daß er für die neu geschliffene Kurbelwelle sonst keine passenden Hauptlager gehabt hätte.

Die Krönung des ganzen sind dann die auf dem Kopf montierten Kolben. Nun gut, das kann man als Monteur auch mal übersehen.
Die Kolben wurden mit den Ventiltaschen also nach oben statt nach unten zu den Ventilen montiert. :oops: :oops: :oops:

Hier waren also gleich mehrere Köche am Werk.
Eine Firma bearbeitete den Motorblock für die großen Zylinder, das Porschegebläse und die Passbuchsen, eine weitere Firma kümmerte sich liebevoll um die Zylinderköpfe und unser sonst sehr sorgfältiger Markenmonteur um den Zusammenbau der "Brocken"

Der Motor konnte also nicht vernünftig laufen.
Ob es an der mangelnden Absprache oder fehlenden Sachkenntniss lag, gilt noch zu klären....
Der Kunde ist verständlicherweise sauer.
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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