Der blaue Nick

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chäffe
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Der blaue Nick

Beitrag von chäffe »

„ Der blaue Nick“
Die Geschichte
Ein weiterer Käfer hat es in unseren Fuhrpark geschafft.
Durch Zufall und widrige Umstände ist ein 1302 auf unseren Hof gekommen.
Es ist das ehemalige Fahrzeug von Axel Stauber vom Volkswarenhaus. Ein Kunde hatte den Wagen vor ein paar Jahren von Axel Stauber übernommen und wollte den Wagen neu aufbauen.
Der Wagen wurde zerlegt. Die Karosserie und Bodengruppe wurde zu einer Karosseriebaufirma gegeben und instand gesetzt. Die Technik wurde bei der Fa. Rennfeder optimiert. Der Wagen erhielt Kerscher-Scheibenbremsen vorne und hinten. An Der Vorderachse kam die innenbelüftete Version mit 42mm Bremssätteln zum Einsatz. Ein großer Frontstabi so wie ein Sportfahrwerk samt Domstrebe wurden montiert. Das Getriebe wurde zur Überholung Richtung Süden gegeben. Es bekam dort eine 3,88er Achse und einen 082er 4.Gang. Ein 2,4L Motor wurde in Kassel bestellt.
Für den Innenraum wurden neue klassische Sitze angeschafft und die Seitenverkleidungen im passendem Design bei einer Polsterei anfertigen lassen. Nun kam es leider aus misslichen Gründen zum Abbruch des Sportwagenprojektes. Der Wagen war noch größten Teils zerlegt, der Motor noch nicht in Betrieb genommen und die Innenausstattung fehlte. Der Lack wurde nur mit roter Rostschutzfarbe ausgebessert. Die Elektrik war noch zerrupft.

Wir haben im Kundenauftrag als erstes den neuen 2,4L Motor in Betrieb genommen, der eigentlich für dieses Auto gedacht war. Die Anbauteile waren nur provisorisch montiert und es zeigten sich eine Reihe kleiner Montagefehler, die dazu führten, dass die Inbetriebnahme sich verzögerte, da zuerst die Anbauteile gerichtet und fachgerecht montiert werden mussten. Dann kam der erste Start.Leider gab es noch ein weiteres, größeres Problem. Der Motor baute wenig Öldruckauf und hatte bei erreichen der Betriebstemperatur fast keinen Öldruck mehr.
Eine neue 30mm CNC-Ölpumpe und neue Öldruckregelkolben brachten leider keine Besserung. Hier schien ein ernsteres Problem vor zu liegen. Die Hauptlagergasse, der Lagersatz oder die Kurbelwelle wurden als fehlerhaft prognostiziert. Der Motorenbauer aus Kassel war so kulant und hat den Motor vom Kunden zurück genommen.
Nun war endgültig Schluss mit dem 02-Rennkäferprojekt.

So kam der Wagen zu uns.

Als erstes wurden alle Teile und Komponenten gesichtet. Dann wurden die lose beigelegten Teile montiert. Es zeigte sich schnell, dass nicht alle ausgeführten Arbeiten zufriedenstellend waren und sehr viel nur provisorisch montiert war. Das ist eigentlich nicht verwunderlich, da sich das Projekt über mehrere Jahre erstreckte und mehrere Firmen mit Teilaufgaben betreut waren. Keiner war jedoch in Gänze verantwortlich und der Kunde war mit vielen Aufgaben überfordert oder hatte schlichtweg keine Zeit dafür.
Die Elektrik wurde als erstes gerichtet. Dann folgten die Anbauteile wie Kotflügel, Lampen, Stoßstangen und Sitze.
Damit der Wagen aus eigener Kraft fahren konnte, wurde vorübergehend ein originaler Käfermotor eingebaut. So hat der Wagen dann die längst überfällige TÜV-Hürde genommen und konnte wieder am Straßenverkehr teilnehmen. Die Freude war nur von sehr kurzer Dauer. Schon auf den ersten Km zum TÜV zeigte sich ein ernsteres Problem am neuen Getriebe. Der 4.Gang sprang immer raus. Er war nicht einmal der übermächtigen Gewalt der originalen 34PS gewachsen ;-).
Da der Motor so wie so nur eine Notlösung war, ist das Getriebe bei nächster Gelegenheit auch gleich wieder raus geflogen.

Der Wagen diente in den folgenden Wochen als Versuchsfahrzeug für diverse Motoren. U.a. hat der Kellymotor in dem Auto die ersten Betriebs-Km gemacht.
Da das Auto für ein historisches Rennen im Juni gemeldet ist, wurde dann der endgültige ORRATECH-Motor montiert. Es ist ein 2,4L Typ4 Motor in einer straßentauglichen 160PS Version geworden. Die Motordaten sind schnell aufgezählt. Auf einen Typ4-Industrieblock wurde der neue Motor aufgebaut. Er hat folgende Spezifikationen:

Der Motor.

Bohrung: 104mm AA-Performance Koblen und Zylinder
Hub: 71mm Typ4 VW-Kurbelwelle, bearbeitete 2,0L-Pleuel
Nockenwelle: WebCam 163 (284° und 12,7mm Hub,
Stößel: Typ4 Sport 82g
Köpfe: VW-Porsche 914 GB bearbeitet. Verdichtung moderat erhöht.
Ventile: Bimetall Einlass 44mm, Auslass 37mm 102Kg Einzelfedern
Vergaser: Weber 44IDF71OD ( ORRATECH-Drehmomentedition mit kleinen 32mm Venturi)
Ansaugtrakt: 44er Saugrohre und Zentralluftfiltersystem mit Motorentlüftung
Abgasanlage: gekürzte original 411 Wärmetauscher mit ORRATECH HP150Edelstahltopf
Zündung: 1-2-3 Ignition16 mit HD-Spule, Silikonkabel und NGK BP6ES Zündkerzen
Heizung: Wärmetauscher, versteckte Luftstutzen, 914 Heizklappen, Silikonschlauch
Hubraum: 2400ccm
Leistung 158PS bei 5400U/min
Drehmoment: 235Nm
Schwung: 200mm Typ4 Schwungrad mit Stage-1 Druckplatte und Sachs-Kupplung

Das Fahrwerk.
Stoßdämpfer: Koni rundum einstellbar
Federn: Vorn Kerscher 50mm
Bremse: Vorn Kerscher innenbelüftet 42mm Sättel, hinten Scheibe mit VAG-Sätteln
Felgen: ATS-Porsche „Hackmesser“ 6 und 7 Zoll mit 195/60/15 und 205/60/15

So hat der Motor die Anerkennung des TÜV-Nord gefunden. Alle Modifikationen am Fahrzeug wurden begutachtet und dokumentiert. Das Fahrzeug hat alle Anforderungen an ein historisches modifiziertes Fahrzeug erfüllt. Alle Umbauten wurden eingetragen. Der Wagen kann nun legal am Straßenverkehr teilnehmen.
Es ist ein Straßensportler geworden. Alle Komponenten wurden so ausgelegt, dass der Wagen problemlos auch von „Nichtrennfahrern“ im Alltag genutzt werden kann. Der Motor ist mehr auf Drehmoment, als auf Spitzenleistung getrimmt. In Kombination mit der Abgasanlage und dem dem Zentralluftfiltersystem ist er angenehm Geräusch reduziert. Die Bereifung ist nicht übermäßig groß ausgefallen, was dem Komfort zu gute kommt. Der Innenraum wurde aufwendig mit schallschluckenden Neoprenmatten gedämmt und fast schon luxuriöse originale Porsche 911 Ledersitze eingebaut.
So kam der Wagen bei uns an und wurde nur grob zusammen gebaut.
So kam der Wagen bei uns an und wurde nur grob zusammen gebaut.
Nach ein wenig smart repair sah er schon etwas ansehnlicher aus. Der Lack wurde gereinigt und ausgebessert.
Nach ein wenig smart repair sah er schon etwas ansehnlicher aus. Der Lack wurde gereinigt und ausgebessert.
Das neue Getriebe war leider "fritte" und musste wieder raus. Auch die Verdrahtung war "abenteuerlich"
Das neue Getriebe war leider "fritte" und musste wieder raus. Auch die Verdrahtung war "abenteuerlich"
Scheibenbremsen rund um neu
Scheibenbremsen rund um neu
Scheibenbremsen hinten mit verstärkten Antriebswellen
Scheibenbremsen hinten mit verstärkten Antriebswellen
Dicker Frontstabi und großer Ölkühler. Ölschläuche im Rahmentunnel
Dicker Frontstabi und großer Ölkühler. Ölschläuche im Rahmentunnel
Zerrupfter Innenraum. Nichts funktionierte. Alles war rausgerissen oder lose.
Zerrupfter Innenraum. Nichts funktionierte. Alles war rausgerissen oder lose.
Kein Himmel, keine Verkleidungen
Kein Himmel, keine Verkleidungen
Frischzellenkur mit ein wenig "smart repair" am Lack
Frischzellenkur mit ein wenig "smart repair" am Lack
Dedenze Tieferlegung auch hinten durch verdrehen der Drehstabraster
Dedenze Tieferlegung auch hinten durch verdrehen der Drehstabraster
Minus 50mm vorne mittels Kerscherfedern
Minus 50mm vorne mittels Kerscherfedern
Open "office" Freier Blick auf das neue Herz
Open "office" Freier Blick auf das neue Herz
Kraft und Eleganz. Keine Krawallbude, aber sportlich.
Kraft und Eleganz. Keine Krawallbude, aber sportlich.
Innen sportlich und kommod. Indi-Lenkrad
Innen sportlich und kommod. Indi-Lenkrad
Dateianhänge
Echtleder auf dem Porsche 911 Gestühl aus einem 911S Bj75
Echtleder auf dem Porsche 911 Gestühl aus einem 911S Bj75
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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