Mit Öldruck wäre das nicht passiert ;-)

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chäffe
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Mit Öldruck wäre das nicht passiert ;-)

Beitrag von chäffe »

Kaum zu glauben....

Wir haben hier einen Motorblock zur Bearbeitung eines befreundeten Motorenbauers rein bekommen.
Es ist ein Typ1-Block mit einer AS41-Legierung.
Der Motor hatte angeblich auf der Autobahn plötzlich keinen Öldruck mehr.
Laut Aussage vom Besitzer ist nach ca. 2 Jahren und ca. 5.000Km der Schaden plötzlich und unvermittelt aufgetreten.
Er sei sofort rechts ran gefahren und habe den Motor abgestellt.
P1250507.JPG
P1250506.JPG
P1250505.JPG

Wir sollten die Hauptlagergasse instand setzen.
Die Kurbelwelle ist so heiß gelaufen, dass sich das Bundlager festgefressen hatte und es aus dem Gehäuse gerissen hat.
Das Bundlager hat sich dann im Gehäuse mitgedreht und es förmlich zerstört.
Das Gehäuse ist verzogen und so stark eingetrümmert, dass es wirtschaftlich nicht reparabel ist.
Als Grund wurde ein Materialfehler an der Ölpumpe ausgemacht, da sich die Mitnehmerwelle im Zahnrad bei der Zerlegung frei drehen ließ.

Nun, warum ist das alles kaum zu glauben?
1. Ein Materialfehler mit einer losen Welle im eingepressten Zahnrad ist zwar grundsätzlich möglich, aber:
- so etwas fällt bei der Erstinbetriebnahme auf oder spätestens wenn der Motor das erste Mal richtig warm wird.
- mit losen Zahnrad bleibt der Öldruck nicht 5000Km stabil
- Im Zahnrad und an der Zahnradwelle waren Fressspuren. Würde es lose gewesen sein, dann hätten wir dort keine Fressspuren, da die Teile ja im Öl laufen, so wie alle anderen Drehteile im Motor auch. Also muss sich die Welle in der Presspassung losgerissen haben.

2. Wenn ein Motor Öldruckprobleme hat, dann kommt es unweigerlich auch zu Schäden an drehenden Teilen, aber
- Lagerschäden sind bei wenigen 100m Motorlauf sichtbar, mehr aber nicht.
- um ein Hauptlager dermaßen fest zu brennen bedarf es schon etwas mehr Km oder mehrere Minuten

Was liegt hier also näher?
Wenn sich ein Zahnrad von der eingepressten Welle löst, dann muss da etwas anderes vorgelegen haben.
Die Zahnräder sind sehr hart. Wenn dort ein kleines Steinchen in Krümelgröße zwischen kommt, dann kann es schon mal die Welle losreißen.
Man würde dann jedoch Beschädigungen sehen. Aber auch weiche Materialien können die Zahnräder blockieren. Z.B. Papier, Pappe, Dichtmittelreste oder Lappenfetzen reichen da aus.
Gerade beim Typ1 Motor wird das Ölsieb öfter gereinigt und dabei kann gut und gerne mal Verunreinigungen am groben Ölsieb vorbei in den Motor gelangen.
Ist so etwas dann ein Materialfehler?
Des weiteren ist der Gehäuseschaden so erheblich, dass der Motor bei fehlendem Öldruck unmöglich sofort abgestellt worden sein kann.
Damit Restöl zwischen Kurbelwelle und Hauptlager verdampft und das Bundlager auf der Welle festbrennt, braucht es schon etwas längeren Betrieb.

Aus technischer Sicht also:
" Kaum zu glauben"

KULANZ:
Trotz dieser, aus technischer Sicht, mehr als fragwürdigen Geschichte haben sich sowohl der Motorenbauer als auch der Teilevertriebler kulant gezeigt.
Der Kunde könnte also mehr als Zufrieden sein.


https://www.youtube.com/watch?v=LVvBmT7gbVs
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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