Das Buch "Motorbauphilosophie"

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chäffe
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Das Buch "Motorbauphilosophie"

Beitrag von chäffe »

Das Buch Motorbauphilosophie wird nun schon fast 6 Jahre und somit Schulreif :lol:

Weil es seit langem schon ausverkauft- und eine neue, aktualisierte Auflage überfällig ist, habe ich mit entschlossen die erste Auflage hier zu veröffentlichen.
Es wird nur der reine Text in den Beiträgen stehen, ohne Bilder.
Daher kann es vorkommen, dass einige kleine Kurztexte ohne dem dazugehörigem Bild erst ein mal sinnlos erscheinen, sorry aber dennoch viel Vergnügen...

hier das erste Drittel: Seite 1-49

Motorbauphilosophie
von
Rainer Orminski
2007
mit Bildern, Zeichnungen und Detailfotos,
die einen besonders anschaulichen Überblick über
Tuningmotoren für den VW-Käfer geben und dem
technisch interessierten Käferfahrer ein Handbuch und
einen Tuningfahrplan geben soll.
2
Anschrift des Verfassers:
Rainer Orminski
Kommerzienrat Behrens Straße 2
31246 Lahstedt
E-mail-adresse: orminski@web.de
Herausgeber : Rainer Orminski
Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des
auszugsweisen Nachdrucks, der Herstellung von Kopien
und der Veröffentlichung in jeglicher Form, auch im
Internet, sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen
Genehmigung des Verfassers.
3
Motorbauphilosophie
Vorwort
Um es vorweg zu nehmen; In diesem Buch geht es mehr
um leistungsgesteigerte Motoren für den luftgekühlten
VW und weniger um Standard - Austauschmotore.
Es gibt viele Bücher über Tuning. Auch sind sehr viele
„Niederschriften“ über den VW-Käfer verfasst worden.
Den Vollprofi werden die nächsten Seiten vielleicht
langweilen und den alten Hasen ist sowieso alles klar.
DENNOCH….in den letzten Jahren hat sich die
Käferscene stark verändert. In den letzen 30, 40 Jahren
kamen und gingen Käfertuner und Motorenpapste. Große
Firmen und Hersteller für Motorkomponenten sind hell
aufgeflammt und dann doch wieder in der Versenkung
verschwunden. Die Ansprüche sind teilweise sehr
gewachsen. Nicht alles, was vor 30 Jahren noch das
„Maß der Dinge“ war, findet heute überhaupt noch
Anerkennung. Viele Motorkomponenten sind gar nicht
mehr erhältlich und viele Werkstätten sehen sich mit der
simplen Technik überfordert:…..“ es fehlt doch der
Diagnosestecker“ und „ ich kann das EPROM nicht
finden“.
Nun, Sie merken schon, es wird humoristischer.
ABER, für wen ist das vorliegende Buch denn eigentlich
gedacht?
Zu erst einmal für Leute wie mich, also Freunde des
luftgekühlten Motors. Und somit auch für alle, die sich
einen Einblick in meine Motorbauphilosophie verschaffen
4
wollen. Dabei kann alles nur subjektiv sein, wenn auch
eine über zwanzigjährige Erfahrung und die Begeisterung
für alles Technische ein fundiertes Fachwissen in Praxis
und Theorie zusammen getragen haben.
Heute, im Jahr 2006, sieht einiges anders aus und viele
werden wirklich wichtige Infos auf den folgenden Seiten
finden…….
Sie werden einen Einblick in die heute gängigen
Komponenten und Konzepte finden. Es soll Ihnen auch
helfen, „Ihren“ Motor zu finden.
Für absolute „Neueinsteiger“ wäre es empfehlenswert,
erst einmal die Unterschiede Typ-1 und Typ-4 Motor
nachzulesen. Lesen Sie hierzu „ Was ist ein Typ1
Motor“ und „Was ist ein Typ4 Motor“ am Ende dieses
Buches.
Ich wünsche Ihnen viel Neugier und Freude beim Lesen:
Und entschuldigen Sie meinen humoristischen
Schreibstil…..
5
2006
Rainer Orminski
Der Verfasser dieser Seiten
Der Motor macht gerade seine ersten Gehversuche.
Es ist ein Typ4-Motor mit Porschegebläse,
2,0l 120PS, komplett neu aufgebaut für Käfermontage.
http://www.orratech.de
6
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis 6
Tuning für ein paar „Mark“ ähh sorry, EURO 8
Vor und Nachteile Typ1 und Typ4 10
Optik Stilrichtungen 13
Typ1 Motor Rumpfmotor 15
Peripherie Anbauteile 40
Vergaseranlagen 49
Typ4 Motor Rumpfmotor 75
Gebläsesysteme Kühlung 91
Kupplung 96
Abgassysteme 103
Ölsystem 108
Die spannendste Frage „Wie lange hält das“? 113
Garantie und Gewärleistung 117
Grundsätzliches und Motordefinition
Was ist ein „Typ 1“ 119
7
Was ist ein „Typ 4“ 121
Anhang
Sinnvolle Typ1 Konzepte 123
Motorgalerie Typ 1 127
Motorgalerie Typ 4 131
Danke
….und es geht auch anders… 139
Historie des Verfassers 145
8
Motorbauphilosophie
Motortuning für ein paar Euro!
Wie bestimmt auch der Letzte mitbekommen hat, gibt es
keine Zusatzpferde für ein paar EUR. Also wird man sich
bei Leistungshunger über ein gewisses Maß hinaus zum
Kauf oder Bau eines Motors entscheiden müssen.
Dieses eben angesprochene Maß könnte die Aufrüstung
eines Serienmotors mit einer Zwei- oder
Doppelvergaseranlage sein. In diesem Buch geht es aber
um „MEHR“. Mit dem Umbau auf Mehrvergaseranlagen
ist nur eine Leistungssteigerung von wenigen PS
möglich. Auch der Anbau von vermeintlichen
Sportauspuffanlagen bringt dem Leistungshungrigen
kaum das gewünschte Sättigungsgefühl, ist es doch auf
dem Leistungsprüfstand selten nachzuweisen. Der
Serienmotor ist für normales „Anbauteiltuning“ wenig
geeignet. Also wird man sich für einen komplett
überarbeiteten Motor entscheiden müssen.
Aber auch wenn man „NUR“ einen guten neuen
Serienmotor benötigt, ist es heute nicht einfach…..
IST DER MOTOR GUT?...... Die Frage bei Kauf oder
Konfiguration eines Motors ist eigentlich immer gleich.
„ Ist dieser Motor gut“? oder vielmehr: „ Ist dieser Motor
auch TOP“?
Nun die Frage sollte eigentlich lauten: „Ist dieser Motor
für meinen Anwendungszweck der richtige“?
Auch dies ist nicht einfach zu beantworten, da es in der
Natur des Menschen liegt, eigentlich immer das BESTE
haben zu wollen.
9
Es ist relativ einfach das BESTE zu bestellen, zu kaufen
oder zu fertigen, ABER,,,,,,, es kostet auch das Beste-
GELD und den größten Arbeitsaufwand. Da wir aber
nicht alle auch die finanziellen Mittel unbegrenzt zur
Verfügung haben, bietet es sich vielmehr an, erst einmal
mit dem Minimum an Anforderungen zu beginnen und
dann sich die Extras aufzuzählen, die der Motor haben
sollte. Man muss dabei nicht zwangsläufig bescheiden
sein, sondern vielmehr die Eckpunkte nach dem
tatsächlichen Bedarf und den zur Verfügung stehenden
Mitteln klären. Ein einfacher Austauschmotor mit den
Leistungsmerkmalen der Großserie braucht nicht
unbedingt eine elektronisch fein gewuchtete
Schmiedekurbelwelle, geschmiedete und ausgewogene
Kolben usw. Großserienmotoren haben eine Laufleistung
von weit über 100.000 Km. Sie leben auch bei schlechter
Pflege oft viele Jahrzehnte, bis sie kapitulieren. Es gibt
aber auch in der Großserie immer wieder besonders gute
oder auch besonders schlechte Motoren. Je nachdem
wie viel Freude und Fleiß der Monteur am Band gerade
hatte und wie gut die Werkzeugmaschinen eingestellt
waren.
Bei der Einzelfertigung sollte es folglich eben der
BESSERE Motor werden. Strebt man etwas mehr
Leistung an, dann trifft man zwangsläufig auf die
nächsten Fragen. „Wie will ich meinen Motor einsetzen?
Wie viel Leistung will ich haben? Wie viel kann und will
ich dafür ausgeben? Welche Kompromisse bin ich bereit,
einzugehen?
Denn wie oben schon geschrieben, wenn man nicht
unbegrenzt Geld ausgeben will oder kann, dann muss
man Kompromisse machen….
Bis hierher, denke ich, gilt dies für alle Motoren.
Spezieller wird es jetzt, wenn man sich den Bereich um
den VW-Käfer ansieht.
10
Es gibt dort die beiden Grundkonzepte Typ1 und Typ4.
Eine grobe Übersicht hierzu habe ich in den INFOS zu
den Motoren gegeben. Siehe INFOMAPPE oder INFOCD
oder auch ANHANG.
An dieser Stelle möchte ich etwas detaillierter auf die
Motortypen eingehen.
Beide Motorkonzepte haben ihren Anwendungsbereich
und ihre Vor- und Nachteile.
Typ 1 Motor 1915ccm 110 PS Typ 4 Motor 2,0l 140 PS
Typ1 Vorteile:
- preiswerte
Ersatzteilbeschaffung bei Standard-Teilen
- günstige Tuningteile,
da in den USA weit verbreitet
- viele Anbauteile für Käfer aus der
Serie verwendbar.
Nachteile: - die Lebensdauer leidet stark bei
erheblicher Leistungssteigerung
- großer Preissprung bei High-Performance
Teilen
11
Typ4 Vorteile:
- stabilere Bauweise
- standfeste Motoren
- hohe Basisleistung
- hohe Maximalleistung und Drehmoment
möglich
Nachteile: - viele Spezialteile nötig
- hoher Grundpreis da relativ selten
- relativ kleiner Teilemarkt
- viel fundiertes Wissen nötig
- fast keine Käferteile verwendbar
- sofort auffällig
Wie man sieht, gibt es eine Menge „Für“ und „Wider“
abzuwägen.
Ich empfehle die Entscheidung grundlegend so zu
treffen:
Typ1 Motoren sind mit akzeptabler Laufleistung bis etwa
110 PS sinnvoll, darüber sind Typ4 Motoren geeigneter.
Sicherlich kann man sehr sportliche Typ1-Motoren auch
mit weit über 110 PS bauen, was auch nicht selten
angeboten wird, dies geht aber dann erheblich auf die
Haltbarkeit. Typ4-Motoren fangen konstruktiv bei etwa
100 PS erst an, von den kleinen 1,7 und 1,8 Liter
Motoren einmal abgesehen, und sind in ihrem
Grundkonzept dann dementsprechend auch haltbarer.
Für etwas mehr Leistung im Käfer sind standfest und
preiswert etwa 70-90 PS mit Typ1 Motoren realisierbar
und auch vernünftig.
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Optik
Vorweg etwas zur Optik, auch wenn es viele gibt, denen
dies zweitrangig ist.
Um es grob zu beschreiben gibt es dabei vielleicht zwei,
drei Konzepte.
Optisch, den Laien ansprechend, wirken die Motoren
Chrommodell-Triker und Germanstyl.
Ohne hier eine Abwertung vornehmen zu wollen, kommt
es beim Triker auf die schöne Chromoptik an und
weniger auf gute Technik, während dem Germanstyler es
neben perfekter Optik auch auf absolute Hightech
ankommt. Ein weiteres Konzept könnte hier der Klassiklooker
sein.
Es kommen hier weniger Chromfoppel und kein Hightech
zur Anwendung, sondern vielmehr der klassische,
getunte Motor.
13
Chrommodell
Germanstyler
Klassiklook
Die drei Motoren stehen einmal stellvertretend für ihre
jeweilige Gattung.
Beim Chrommodell wurde hier sehr viel Wert auf
glänzende Optik gelegt. Der Motor ist von seiner
technischen Performance her nicht besonders
anspruchsvoll.
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Beim recht schlicht aussehenden Klassiklooker sind
solide, aber auch höherwertige Materialien zum Einsatz
gekommen. Man könnte es vielleicht mit
„understatement“ beschreiben. Der Germanstyler sucht
die technische und optische Perfektion. Man sieht ihm die
Leistung förmlich schon an.
Besonders aufwendige Konzepte findet man häufiger bei
Typ4-Motoren als bei dem klassischen Käfermotor Typ1.
Dies mag an der Angebotsvielfalt für Typ1-Motoren
liegen und dem damit verbundenen geringerem
Preisniveau.
15
Der Typ 1 Motor
Rümpfe
Nun aber zu den Rumpfmotoren im Detail. Erst einmal
der Typ1-Motor.
Es ist eine Menge Wissenswertes in den Büchern von
Theo Decker „Käfertuning“ Band1 und 2 geschrieben
worden und dies hat auch heute noch zum Teil seine
Gültigkeit.
Dennoch, die Entwicklung ist weiter gegangen und der
Teile- und Anbietermarkt hat sich doch gewaltig
geändert. Viele Firmen sind nicht mehr existent. Andere
sind kurzzeitig hell aufgeflammt und dann wieder
verschwunden. Beständig sind nur wenige am Markt
geblieben. Einige neue Firmen werben aktuell mit
absoluten Hightech Produkten und werden auch ihre
Kundschaft finden. Ob sie sich halten können, wird die
Zeit zeigen.
Es gibt auch immer noch fabrikneue Motoren zu Preisen
um die 1500,-EUR für nackte Rümpfe und für etwa
2500,-EUR nahezu Komplettmotoren. (Stand 2006).
Diese haben aber so gut wie gar nichts mehr mit den
guten Käfermotoren aus deutscher Produktion zu tun. Sie
kommen meist aus den Werken in Brasilien oder
Südafrika. Man muss es deutlich sagen. Was da
angeboten wird, ist sehr minderwertig, um es gelinde
auszudrücken. Es sind Gusskurbelwellen sehr schlechter
Qualität verbaut. Die Kolben haben oft mehr als 7/100stel
Laufspiel. Die Stößel sind mit dem Hammer in ihre
Führung gedroschen, die Nockenwellen und
Kurbelwellen sind nicht gehärtet und sehr oft krumm und
die Zylinderköpfe haben die kleinsten Ventile, die je
16
verbaut wurden. Die Schwungscheibe ist in grober
Gussqualität und fast 2 Kg schwerer als die alten aus
deutscher Fertigung. Für einen sorglosen Betrieb im
Käfer sind diese Motoren kaum geeignet und schon gar
nicht für Tuning. Der „neue“ Standard 1600er erreicht
kaum seine 46 PS, ist er doch für eine elektronische
Einspritzung gedacht und immer wieder dem
Kostendruck und den Abgasgesetzen unterworfen
worden und so abgemagert.
Ein alter Motor aus deutscher Produktion lohnt sich fast
immer wieder aufzubauen, oder im Austausch gegen
einen revidierten Motor zu nehmen. Es sind dort
Schmiedekurbelwellen verbaut worden. Die Kolben und
Zylinder sind meist in guter Qualität von Mahle oder
Kolbenschmitt. Die Motorgehäuse sind mehrfach
überholbar und die Zylinderköpfe nach Wunsch neu oder
wenn möglich überholte.
Ein Standard 1600er mit normalerweise 50 PS ist sehr
einfach auf knapp 60 PS zu steigern, ohne dass man
finanziell erheblich tiefer in die Tasche greifen müsste.
Eine erhöhte Verdichtung und eine Nockenwelle mit
besserer Füllung reichen da schon fast aus. Immer
vorausgesetzt man kümmert sich auch um einen
fachgerechten Zusammenbau und die Optimierung der
Serienteile. Hier werden aber die meisten Fehler
gemacht. Sei es weil es schnell gehen muss, oder weil
ein fundiertes Wissen um den Käfermotor fehlt. Viel
schlimmer wirken sich diese Fehler dann bei
leistungsgesteigerten Motoren aus.
Rumpfmotore mit geschmiedeten Kolben sind von
1600ccm bis 1915ccm nahezu preisgleich herzustellen.
Teurer wird es dann, wenn man die mehr ccm auch in
Leistung sehen will. Zylinderköpfe mit großen Ventilen
und großen Kanalquerschnitten kosten erheblich mehr
17
als Standardköpfe. Diese sind aber für eine gute Füllung
von großen Hubräumen wichtig.
Noch ein paar Worte zur Alulegierung der Motorblöcke
„Was ist besser“? AS41- oder AS21-Gehäuse. Nun, da
scheiden sich die Geister. Jeder hat dazu andere
Ansichten. Ich möchte auch keine grundsätzlichen
Aussagen machen. Vielleicht ein Anhaltswert.
Magnesium ist leichter, neigt aber zu erheblicher
Korrosion. Porsche hat mit den 911 Motorblöcken seine
Erfahrungen gemacht. Die Magnesiumgehäuse waren
erheblich leichter. Es gab aber auch immer wieder
Probleme mit Verzug und Korrosionsschäden. Der VW
Typ4 Motor war schon immer ein ALU-Block, von kleinen
Ausnahmen einmal abgesehen. Man erkennt es an der
Farbe. Legierungen mit höherem Magnesiumgehalt
werden sehr schnell dunkel, ein Zeichen der
Reaktionsfreudigkeit mit dem Luftsauerstoff.
18
Dies ist ein neu aufgebauter Typ1 Rumpfmotor. Es wurde
hier ein 1600ccm Motor aus alter deutscher Produktion
genommen und komplett vermessen, neu gespindelt und
mit neuen geschmiedeten Kolben der Firma Mahle in
94mm Durchmesser, neuen großen Zylinderköpfen mit
39mm Einlassventilen und 35mm Auslassventilen
montiert. Die Nockenwelle ist von der Firma Engle und
mist 316°. Die Verdichtung ist auf 9,5:1 angehoben und
die Brennräume sind einzeln ausgelitert. Die
Schwungscheibe ist elektronisch mit der geschmiedeten
Kurbelwelle fein gewuchtet.
Der Motor hat 1915 ccm und eine Leistung von 125 PS
19
Kolben, Zylinder und Kurbelwellen
Für den Typ 1 Motor sind Serienkurbelwellen mit 64 mm
bei den 1200ern und 69mm ab 1300ccm verbaut worden.
Im Weiteren betrachte ich vorerst nur noch die 69 mm
Wellen, da diese für eine Leistungssteigerung mehr Sinn
machen.
Bei dem größten Serienmotor kamen folglich die 69mm
Welle mit 85,5mm Kolben zum Einsatz. Es sind heute so
gut wie keine Übermaßkolben zur Motorrevision mehr
erhältlich. Dies ist aber kein Grund zur Trauer, DENN es
gibt eine Vielzahl an Big -Bore –Kids zu wirklich zivilen
Preisen. Die meisten Kolben und Zylindersätze sind
dabei in geschmiedeter Ausführung.
Heute gängige Maße sind:
Kolbendurchmesser, bzw. Bohrung
20
85,5mm
86,0mm
87,0mm
90,5mm
92,0mm
94,0mm
Gut und empfehlenswert sind dabei die 85,5 und 86,0er
für einen Standardmotor, so wie die 90,5er für einen
1776ccm Motor und die 94er für einen 1915ccm Motor.
Die übrigen haben eine geringere Zylinderwandstärke
und sind somit weniger haltbar.
Ab 88mm Kolbenmaß müssen jedoch das Motorgehäuse
und die Zylinderköpfe aufgebohrt werden, um die
Zylinder montieren zu können. Bei dem 1915ccm Motor
muss das Motorgehäuse schon sehr weit aufgebohrt
werden. Das Typ1 Motorgehäuse ist von Hause aus nicht
besonders stabil ausgelegt und ist bei dieser Bohrung am
absoluten Limit.
21
Man bedenke: Die Konstruktion war ursprünglich als ca.
1100ccm Motor mit guten 20 PS gedacht und soll nun bei
knapp 2l Hubraum weit über 100PS leisten.
ABER, dies ist beim Typ 1 Motor nicht das Ende der
Fahnenstange.
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hier eine extrem
erleichterte Serienhubwelle. Voll poliert mit erleichterter
Schwungscheibe. Beides elektronisch feingewuchtet.
Es gibt ja noch Kurbelwellen mit größerem Hub. Im
Tuningbereich hat sich besonders die Scene in den USA
um den Typ1 gekümmert. Es sind auch die meisten Teile
aus den USA, wobei die Qualität leidet, aber in good old
germany wird kaum noch etwas hergestellt.
Wie dem auch sei. Kurbelwellen mit 78mm Hub wurden
in den 70ern von der deutschen Firma Öttinger
vertrieben. Sie sind aber kaum noch zu bekommen. Weit
verbreitet sind heute Scat-Wellen aus den USA, wobei
die US-Firmen auch schon wieder in Fernost fertigen
lassen und teilweise nur die Endkontrolle in den USA
gemacht wird. Der Vertrieb läuft über die USA und
Importeure hier in Deutschland. Die Qualität ist nicht
schlecht.
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Es sind geschmiedete und gegossene Wellen derzeit am
Markt erhältlich. Leider muss man sich auf die Angabe
des Händlers dabei verlassen. Die Preise für Guswellen
sind mächtig in den Keller gegangen. Ab etwa 350,-EUR
ist man dabei, wobei Schmiedewellen mehr als das
doppelte kosten.
Es gibt auch Kurbelwellen mit Gegengewichten. Nun,
man sollte sie nur in top Qualität nehmen.
Angeschweißte Gegengewichte an Serienwellen sind mit
Vorsicht zu genießen. Häufig sind sie krumm, oder nicht
gehärtet. Beides ist keine gute Basis für einen
langlebigen Motor.
Hier eine 78mm Kurbelwelle
24
Es gibt Kurbelwellen mit folgenden Hüben:
69mm
74mm
76mm
78mm
80mm
82mm
84mm
Ab einem Hub von mehr als 76mm wird eine
umfangreiche Motorgehäusebearbeitung fällig. Es muss
im Kurbelraum richtig Platz gemacht werden. Ab 80mm
Hub müssen auch die Pleuel stark bearbeitet werden
bzw. Spezialpleuel verwendet werden.
Wie man sieht, wird so ein Motor sehr aufwendig, zumal
noch große Zylinderköpfe nötig sind um so einen
hubraumstarken Motor auch anständig zu füttern.
Pleuel
Die Serien-Pleuel sind für Tuning durchaus gut geeignet.
Bei der Verwendung von extrem großen Kurbelwellen
müssen sie aber bearbeitet werden um eine
Freigängigkeit im Kurbelraum zu garantieren. Ein
Auswiegen der Pleuel schafft Laufruhe und schont den
Motor.
25
Hier vier Serienpleuel für die 69mm Kurbelwelle
Zylinderköpfe
26
Eine alte Tunerweisheit besagt, dass in den
Zylinderköpfen die meisten Pferde schlummern. Dies ist
mit Sicherheit auch heute noch so, wobei moderne
Verarbeitungs- und Gusstechnik schon sehr gute
Serienköpfe herstellen. Bei dem Typ1 und den alten
Serienköpfen ist eine Menge mit klassischer Frisur zu
machen.
Erhöhung der Verdichtung und strömungsgünstige
Kanäle bringen hier richtig Erfolg.
Die serienmäßige Verdichtung ist mit z.B. 7,6:1 sehr
niedrig und kaum wirtschaftlich.
Bis zu einem Verdichtungsverhältnis von 9,0:1 ist man
noch auf der soliden Seite und gewinnt doch schon an
Leistung und Drehmoment. Über 9,5:1 ist man eindeutig
im Sportmotorenbereich. Die Anforderungen an den
Motor sind hier anders.
Noch etwas zum Verdichtungsverhältnis: Ich lese immer
wieder Zahlen wie 9,32:1
Wer so etwas schreibt, der hat mehr theoretisches
Wissen als praktische Erfahrung.
Ich rate einmal dazu, einen Zylinderkopf mehrfach
auszulitern, den Kolbenrückstand zu messen und dann
die Verdichtung zu errechnen. Man wird schnell
feststellen, dass bei jedem Messen leicht abweichende
Werte entstehen, die aber bei der Berechnung zu
erheblichen Änderungen des Verdichtungsverhältnisses
führen.
Auch muss man sich so einen feinen Zylinderkopf nach
ein paar tausend Km einmal ansehen. Kruste auf den
Ventilen und im Brennraum haben sehr stark das
Zylinderkopfvolumen verändert usw…Es soll hier nicht
der Eindruck entstehen, nicht sorgfältig mit der Arbeit
umzugehen, aber der Unterschied von einem Zehntel im
27
Verdichtungsverhältnis ist wirklich innerhalb der
Messtoleranz.
Nun besteht noch die Möglichkeit größere Ventile zu
verwenden. Die größte Serienventilbestückung war mit
35,5mm Einlassventil zu 32mm Auslassventil schon nicht
schlecht. Diese Zylinderköpfe findet man bei den 1300ern
und 1600ern Doppelkanalmotoren.
Sie eignen sich sehr gut bis etwa 1776ccm und
Leistungen bis etwa 110PS.
Aber dafür muss man sich schon „lang machen“. Hohe
Verdichtung, eine sehr gute Abgasanlage, sehr scharfe
Nockenwelle und Top Vergaser sind hierfür nötig.
Eine gute gängige Ventilpaarung aus Tunerhand sind
39er oder 40er Einlassventile mit 33er oder 35er
Auslassventilen. Sie sind wohl am gängigsten, was u.a.
auch am Preis liegt. Sie kosten zwar das doppelte von
Serienköpfen, sind aber immer noch preiswert im
Verhältnis zu echten großen Tuningköpfen mit
Ventilpaarungen von bis zu 47E und 40A Ventilen.
Gute 39E zu 35A Köpfe kosten aus deutscher Fertigung
ca. 400,-EUR. Sie tragen dann gern die Bezeichnung
041. Darüber liegen mit etwa 650,- die 044er mit einer
Ventilpaarung von 40 zu 35,5. Sie haben dann in der
Regel auch das kleine, aber lange Zündkerzengewinde
M12. Die Zylinderköpfe sind etwas massiver und somit
langlebiger.
28
Kipphebel
Es gibt mehrere Kipphebelübersetzungen. Die
Serienübersetzung ist gut für Tuning geeignet. Größere
Kipphebelübersetzungen kosten richtig Geld, belasten
29
den Ventiltrieb erheblich und sind meiner Meinung nur für
den reinen Rennsport sinnvoll.
Auch sind nadelgelagerte Kipphebel ebenso erhältlich
wie auch kugelgelagerte Einstellschrauben. Beides ist
vom Ansatz her keine schlechte Idee. Es soll dazu führen
die Reibungsverluste zu reduzieren. Leider hat sich in der
Praxis gezeigt, dass diese Systeme den hohen
Anforderungen und dem hohen Preisniveau nicht gerecht
werden.
Typ1 Zylinderkopf mit verrippten Alu-Ventildeckeln. Diese
sind nur in guter Qualität empfehlenswert, da
Billigprodukte häufig mit schlechter Passform glänzen
und undicht werden
30
Nockenwellen
Hier eine Welle der Marke EURORACE mit 316°
Gesamtsteuerzeit und den dazu passenden Stößeln mit
Ölbohrung und Nockenwellenrad
Die Nockenwelle entscheidet über den Charakter eines
Motors. In der Anschaffung sind sie eher preiswert. Bei
ca. 100,-EUR geht es los. Die gängigsten Nockenwellen
kommen wieder aus den USA und entgegen der
landläufigen Meinung über US-Teile taugen sie auch
richtig was. Die deutsche Firma Schleicher war lange Zeit
31
das Maß der Dinge, hat aber zum Schluss mit
mangelhafter Qualität gepatzt und war preislich schnell
auch unattraktiv. Nockenwellen der Firma Engle sind für
Typ1 Motoren mit einem großen Sortiment am Markt
vertreten. Sie sind derzeit die preiswertesten bei leichten
Abstrichen im Finish, aber sehr guter Motorcharakteristik.
Die Firma Scat aus den USA wäre vergleichbar, ist aber
teurer.
Deutsche Hersteller sind rar und manche Werbung mit
„Made in Germany mit eigenen Profilen“ würde ich mit
Vorsicht genießen. Die Aufgabe der Nockenwelle ist es,
die Ventile zu steuern. Je länger die Ventile offen sind,
um so mehr Gasgemischfüllung bekommt der
Brennraum.
Sportnockenwellen werden entsprechend ihrer Gesamt-
Steuerzeit und Nockenhub angegeben. Man wird also
Zahlen wie z.B. 296° und 9,4mm Hub lesen können.
Die Serien-Nockenwelle hat etwa 262°-269°
Gesamtsteuerzeit.
Je größer die Gesamtsteuerzeit ist, um so rauer läuft der
Motor. Ab etwa 280° werden Zweivergaseranlagen, oder
eine Doppelzentralvergaseranlage nötig und ab ca. 290°
sollte es schon einen Doppelvergaseranlage mit zwei
Doppelvergasern sein.
Die größten Einbußen in der Laufruhe hat man im
Standgas und Teillastbereich. Motoren mit
Sportnockenwellen über 290° sollten nicht unter
1000U/min Standgas laufen, da sonst Schäden an der
Nockenwelle, den Stößeln und den Stößelstangen
entstehen können. Die Ventile und der
Ansaugquerschnitt, so wie auch die Abgasanlage sollten
angepasst, sprich vergrößert werden. Je größer die
Gesamtsteuerzeit ist, um so größer sollte auch die
Peripherie sein, um einen ruhigen Motorlauf zu erreichen.
32
Als Richtwerte findet man im Kapitel Motorenkonzepte
ein paar Beispiele zur Nockenwellenkombination mit
Ventilgrößen und Hubräumen.
Nockenwellenrad
Die Nockenwelle wird über eine Zahnradverbindung von
der Kurbelwelle direkt im Verhältnis 1:2 angetrieben. Das
kleine Kurbelwellenzahnrad ist aus einer Stahllegierung
und das große Nockenwellenrad aus einer
Aluminiumlegierung gefertigt. Die Zahnräder sind schräg
verzahnt, was zu einer Geräuschminderung führt. Im
Rennsport werden sehr große Drehzahlen gefahren und
jede Möglichkeit genutzt Leistung zu gewinnen, so dass
diese Schrägverzahnung gegen eine gerade Verzahnung
getauscht wird. Für den Straßenbetrieb mach dies wenig
Sinn, da ein erhebliches Heulen entsteht und auch die
Zahnräder schneller verschleißen. Die Reduzierung der
Axialkräfte, die durch die Verwendung von gerade
verzahnten Zahnrädern erreicht wird, tritt hierbei
vernachlässigbar in den Hintergrund. Als kleines Beispiel
sei hier einmal das Fahren im Rückwärtsgang angeführt.
Viele Getriebe haben im Gegensatz zu den
Vorwärtsgängen einen gerade verzahnten
Rückwärtsgang. Man kann deutlich das Getriebeheulen
hören, wenn man mal etwas schneller Rückwärts fährt.
33
Stößel
Neue Stößel sollten beim Motoraufbau obligatorisch sein,
damit die neue Nockenwelle nicht gleich wieder einläuft.
Es gibt auch sehr stark modifizierte Stößel, oder
Spezialanfertigungen für den Rennsport. Sie stammen
aus Zeiten der Formel V. Sie sind eher etwas für sehr,
sehr sportliche Motoren und kosten dann auch dem
entsprechend.
Gute gehärtete Standardstößel oder etwas erleichterte
sind für die meisten Tuninganwendungen durchaus
geeignet. Wenn die Nockenwelle aber sehr Sportlich
gewählt ist und weit über 300° Gesamtsteuerzeit hat mit
einem großen Nockenhub, so verschiebt sich auch das
nutzbare Drehzahlband und die Nenndrehzahl weit nach
oben, so dass man um die bewegten Massen zu
reduzieren auch über leichte Stößel nachdenken sollte.
Preislich ist dies aber ein gewaltiger Mehraufwand.
Standard Stößel kosten etwa 50,- EUR pro Satz während
leichte Rennstößel schon schnell mehrere hundert Euro
kosten. Es besteht auch noch die Möglichkeit das
Motorgehäuse mit Reduzierbuchsen zu versehen um
noch leichtere, dünnere Stößel verbauen zu können. Die
Buchsen sind meist aus Lagerbronze gefertigt und
werden in das Motorgehäuse eingepresst und dann auf
34
ihr Endmaß aufgerieben. Es ist somit möglich z.B. leichte
Stößel vom Porsche 356 zu verwenden oder auch
Formel V Rennstößel. Bekannt sind auch superleichte
„Wizemänner“ ( extrem dünne und leichte Rennstößel).
Die Kosten für solch einen Umbau betragen aber schnell
weit mehr als 500,-EUR und machen nur Sinn, wenn
auch alle anderen Motorkomponenten mit solch hohem
Anspruch modifiziert werden.
Formel V-Wagen der ersten Serien. Es ist ein 1300ccm
Motor mit zentralem Einzelvergaser verwendet worden.
Die Leistung liegt bei ca. 60PS. Alle beweglichen Teile
wurden extrem erleichtert und die Verdichtung bis 11:1
erhöht.
35
Stößelstangen
Die Stößelstangen stellen die mechanische Verbindung
zwischen den Stößeln und den Kipphebeln her. Sie sind
also die Verbindung von Motorrumpf zum Zylinderkopf.
Die etwa 270mm langen Stangen sind meist aus
Aluminium gefertigt mit Stahlköpfen an beiden Seiten.
Die Stößelstangen sind innen hohl und verbinden so den
unteren Ölkreislauf mit den Zylinderköpfen. Im Detail:
Das Motoröl wird vom unteren Ölkanal über die Stößel
durch die Stößelstangen zu den Kipphebeln und den
Kipphebelwellen geführt. Durch die Stößelschutzrohre
läuft das Öl wieder in den Motorsumpf zurück. Es
schmiert so alle beweglichen Teile der Ventilsteuerung
und trägt auch zur Kühlung der Zylinderköpfe bei. Die
36
serienmäßigen Stößelstangen sind für leichtes Tuning
und eine Drehzahl bis etwa 5500 U/min gut geeignet. Wie
aber auch bei allen anderen Bauteilen sollten sie in
einem Top-Zustand sein und auch bei starken
Leistungssteigerungen in modifizierter, verstärkter
Version verbaut werden. Bei der Verwendung von
stärkeren- oder auch doppelten- Ventilfedern kommen
die dünnen Aluminiumstangen schnell an ihre Grenzen.
Es gibt u. A. auch Stahlstangen, die erheblich größere
Kräfte übertragen können. Das erheblich höhere Gewicht
wirkt sich aber nachteilig aus. Erhöhter Verschleiß an
Nockenwelle und Stößel sind die Folge. Sie kommen
somit fast nur im reinen Sporteinsatz zur Anwendung.
Leicht verstärkte Alu-Stößelstangen mit änderbaren
Längen sind aber öfter vonnöten. Gerade wenn die
Verdichtung mittels Reduzierung des Kolbenrückstandes
angehoben wird oder bei Verwendung von
Langhubwellen, müssen auch u. U. längere Stangen
montiert werden.
Der Sinn liegt dabei hierin, die ursprüngliche
Kipphebelgeometrie trotz Verändern der Motorbaubreite
zu erhalten. Wenn der Abstand zwischen Zylinderkopf
und Motorrumpf verändert wird, sollte folglich auch diese
geänderte Motorbreite den Stößelstangen angepasst
werden. Ein erhöhter Verschleiß an den Kipphebeln und
deren Wellen so wie an dem Ventilkopf wären sonst die
Folgen.
Schwungrad
Gerne wird mit erleichterten Schwungrädern geworben.
Wozu Schwungräder notwendig sind, weiß eigentlich
jeder, der sich mit getunten Motoren beschäftigt. Eine
37
Erleichterung bewirkt ein schnelleres Ansprechen des
Motors auf Gasstöße und somit ein schnelleres
Hochdrehen.
Es werden damit keine Zusatzpferde angeheuert,
sondern es verändert sich nur das Ansprechverhalten
des Motors. Inwieweit man dies braucht, hängt vom
Einsatzzweck ab und vom Empfinden des Fahrers. Bei
Sporteinsätzen unbedingt erforderlich, sind leichte
Schwungräder doch bei täglichem Gebrauch oder gar
schweren Fahrzeugen eher unangenehm. Der Motor
wirkt nervöser. Wichtiger ist vielleicht bei starken
Motoren, dass die Schwungräder nicht „abfallen“.
Die serienmäßige Verstiftung mit vier 8mm Bolzen und
der großen Mutter ist schnell überfordert, zumal das
Anzugsdrehmoment bei beachtlichen 360Nm liegt.
Ein sehr großer Drehmomentschlüssel ist dazu nötig und
die Verschraubung muss fettfrei sein.
Schraubensicherungskleber hilft etwas, aber zusätzlich
ist eine 8-Fachverstiftung bei leistungsstarken Motoren
der bessere Weg.
Aber, es ist auch hier auf eine Passung der Bolzen zu
achten und nicht das willkürliche Bohren von Löchern, in
die dann abgesägte Schrauben gesteckt werden.
38
Hier ist die Zentralmutter zu sehen. Die Kurbelwelle und
das Schwungrad sind zusätzlich mit 4 Passstiften
versehen und somit 8-fach verstiftet.
Dennoch ein mit einem erleichterten Schwungrad
ausgerüsteter Motor wirkt in einem leichten Fahrzeug
sehr viel kraftvoller als ein Motor mit Serienschwungrad.
Es ist zwar nur eine subjektive Mehrleistung, die aber
durchaus Freude am Fahren bringen kann. In
Kombination mit einem kurz übersetztem Getriebe merkt
man das sehr schnelle Hochdrehen noch ausgeprägter.
So kann mit einem recht schwachen Motor doch ein
sportliches Fahrgefühl vermittelt werden.
39
Druckplatte
Die Druckplatte der Kupplung gibt den Anpressdruck für
die Kraftübertragung her. Je größer das zu übertragende
Drehmoment ist, um so größer sollte auch der
Anpressdruck der Druckplatte sein. Für unser Thema,
Tuning, ist die kleine 180mm Druckplatte generell aus
dem Rennen. 200mm sollten es schon sein und bei sehr
starken Motoren sind auch die 210mm Bus-Kupplung mit
Druckplatte zu empfehlen. Sportdruckplatten auf Basis
der 200mm Druckplatte sind wieder aus Amiland
erhältlich. Diese, oft sehr schwer zu betätigenden
Druckplatten, sind nur für echte Sporteinsätze zu
empfehlen. Oder man kann damit leben, ein sehr
muskulöses linkes Bein zu bekommen. Generell muss
man aber darauf achten, ob man eine Druckplatte mit
Anlaufring für das Getriebeausrücklager benötigt oder
nicht. Die alten ungeführten Getriebeausrücklager
wurden bis in die 70er Jahre verbaut. Wobei auch schon
in den späten 60ern geführte Getriebe in den stärkeren
Käfermodellen zum Einsatz kamen.
40
Hier je eine Druckplatte mit und ohne Ring
Peripherie / Kühlung
Wenn man einem Motor mehr Leistung entlockt, dann
entsteht auch mehr Wärme.
Man mag sich mal folgendes vorstellen: Ein
serienmäßiger Motor mit 1600ccm und 50 PS ist bei
guter Konstitution „dauervollgasfest“, dann ist also auch
ein 100 PS Motor „dauerhalbgasfest“. Nun, so sollte es
eigentlich nicht sein. Also muss man auch die Kühlung
und Schmierung des Motors verbessern und anpassen.
Da der Käfermotor luftgekühlt ist, kann man hier sehr
wenig verbessern. Es gibt zwei verschieden große
Lüfterräder und man sollte schon darauf achten auch das
breite Lüfterrad zu nehmen. Es wurde u. a. in den
41
serienmäßigen 1600er Motoren verbaut. Dann kann man
durch Entfernen der Luftsteuerklappen noch einmal
etwas mehr Luftdurchsatz gewinnen. Die Folge ist aber,
dass der Motor langsamer auf Betriebstemperatur
kommt. Eine weitere Methode ist das Entfernen des
serienmäßigen Ölkühlers, um auch an den sonst hoch
belasteten 3. Zylinder zu denken.
Hier ist zu sehen, wie der stehende Ölkühler, bzw. sein
Anschlussflansch im Luftstrom des 3. Zylinders liegt
Der Ölkühler darf nicht gänzlich entfallen, er ist nur von
seinem derzeitigen Montageort zu verbannen, aber dazu
mehr im Kapitel Ölkreislauf.
Das A und O ist aber eine sauber anliegende Motor-
Verblechung. Vor allem auch unter den Zylindern und
42
Zylinderköpfen sind die Luftleitbleche sehr wichtig.
Löcher im Gebläsekasten sind zu schließen. Eine gute,
wenn auch optisch nicht sehr ansprechende Möglichkeit
alles dicht zu bekommen, ist die Verwendung von
Silikondichtmasse. Wenn man sauber damit arbeitet und
nicht zu sehr rumschmiert, fällt es kaum unangenehm
auf. Wichtig dabei sind aber fettfreie Oberflächen. Auch
ist die Verwendung von so genannten Typ3-Blechen
unter den Zylindern eine leichte Verbesserung. Die
Kühlluft wird so unter den Zylindern sauber herum geführt
und es wird mit diesen Blechen die Zylinderunterseite
besser mit Kühlluft umströmt. Es wird u. a. damit erreicht,
dass sich die Zylinder in ihrem Umfang gleichmäßig
erwärmen und kein Wärmeverzug die Zylinder Oval
werden lässt.
43
Beim Porsche 911 Motor wurden diese
Zylinderrückseitenbleche sogar schon zwischen den
Zylindern angesetzt, um die Kühlluft von oben sauber zur
Unterseite zu führen.
Eine wirklich gute, technisch aber aufwendige und teure
Lösung ist der Umbau auf ein Porschegebläsesystem.
Dabei werden Lüfterrad, Lüfterring und Lichtmaschine
vom Porsche 911 genommen und mit speziellen
Gebläsehauben auf den Typ 1 montiert. Es sieht zudem
„mächtig“ aus und fällt jedem direkt ins „Auge“. Es gibt
mehrere Anbieter auf dem Markt, die solche Umbaukits
vertreiben. Die Preise hierfür liegen bei etwa 1000,-EUR.
Dennoch, einen Typ1 Motor mit über 100 PS viele, viele
Km mit Vollgas über die Autobahn zu scheuchen, wird
ihm nicht gut tun. Dafür ist die Grundkonstruktion bei aller
Liebe nicht geeignet.
Wichtig bei dieser Konstruktion ist wieder die Montage
der Kühlluftbleche an der Zylinderunterseite. Das
Porschelüfterrad bläst die Zylinder mächtig von oben mit
Kühlluft an, und würde man nun meinen, dass müsste
doch nun an Kühlung für den Motor ausreichen, so würde
gerade die Thermisch hoch belastete Zylinderrückseite
vergessen werden. Wärmeverzug wäre auch hier wieder
die Folge, was unter Umständen zum frühzeitigen
Kolbenklemmer oder Fresser führen könnte.
44
Zwei gleiche Motorkonzepte, aber grundverschiedene
Anbauteile
Die Rumpfmotoren sind baugleich. Beide haben
1915ccm. Die Leistungen sind vergleichbar. Während der
eine Motor mit klassischer Optik eher unauffällig ist, so ist
der andere betont sportlich. Am auffälligsten ist hier das
Porschegebläse. Es lässt den Typ1 Motor als Solchen
kaum noch erkennen. Die Edelstahl-
Fächerkrümmeranlage wirkt alles andere als dezent.
Aber es ist nicht nur die Optik, die hier den Unterschied
macht. Die hochwertigeren Anbauteile tragen auch zur
besseren Leistungsausbeute und längerer Lebensdauer
bei. Sie verdoppeln aber auch fast die Materialkosten.
Ölkreislauf
Der Typ1 Motor hat eigentlich einen eher mangelhaften
Ölkreislauf. Eine Filterung wie sie heute üblich ist, hat der
Motor gar nicht. Es gibt nur ein Ölsieb, welches groben
Dreck abhalten soll. Hier kann man ansetzen und das
Ölsystem revolutionieren. Wenigstens hat der Motor
schon einen Ölkühler. Leider an einer für
leistungsgesteigerte Motoren ungünstigen Stelle.
(Siehe „Kühlung“)
45
Die Ölpumpe ist serienmäßig mit 21mm, später mit
24mm Zahnradbreite auch nicht besonders üppig
dimensioniert. Es bietet sich hier folgender Umbau an.
Die Ölpumpe gibt es im Tuningprogramm in breiteren
Versionen. Eine 24mm Pumpe reicht für leicht
modifizierte Motoren aus. Weiter geht es mit 26mm und
30mm Pumpen. Es gibt auch Doppelpumpen zum
Umbau auf Trockensumpfschmierung. Dies ist aber
relativ aufwendig und dem entsprechend teuer. Man
benötig dann u. a. einen Zusatzöltank.
Einfacher und für die meisten Motoren ausreichend ist
der Umbau auf ein „Fullflow“-Ölkreislauf. Hierbei wird der
Ölkanal zu den Lagerstellen angezwackt. Die Ölpumpe
bekommt einen Ölabgang
Hier ist der spezielle Ölpumpendeckel mit dem
Anschlussstutzen für einen Ölschlauch zu sehen.
46
und in den meisten Fällen der Motorblock einen
zusätzlichen Öleingang. Das heiße Öl wird aus der
„Ölwanne“ gesaugt und über ein externes
Schlauchsystem zuerst durch einen Thermostaten, dann
zu einem externen Ölkühler und schlussendlich durch
einen modernen Ölfilter gepumpt, bis es dann wieder
über den neuen Ölanschluss am Motorblock zu den
Lagerstellen gelangt.
Hier ist der Fullflow-Eingang zu sehen. Er sitzt links
neben der Riemenscheibe und versorgt so den
Hauptölkanal.
Man tut mit diesem Aufbau dem Motor wirklich etwas
Gutes. Es gibt jetzt eine funktionierende
Thermostatregelung, das Öl kann effektiv gekühlt und auf
47
Betriebstemperatur gehalten werden und es wird auf
heutigem Stand der Technik gefiltert.
Man benötigt für solch ein System folgende
Komponenten:
Verstärkte Ölpumpe, Ölpumpenplatte mit
Schlauchanschluss, Verschlussstopfen für SerienÖlkanal,
neues Loch im Hauptölkanal mit
Schlauchanschluss, Ölthermostat, Externen Ölkühler,
Ölfilterträger mit Ölfilterpatrone und
Schlauchanschlüssen so wie einen geeigneten
Ölschlauch.
Sie merken schon anhand der Teileaufstellung, billig
kann dies nicht werden. Für ein langes Motorleben bei
einem leistungsgesteigerten Motor ist dies aber fast
unverzichtbar.
Noch ein paar Worte zum Ölkühler, seinem Einbauort
und dem Ölschlauch. Es hat sich in der Praxis gezeigt,
dass der Einbauort eine untergeordnete Rolle spielt. Er
muss nicht unbedingt an der Fahrzeugfront verbaut
werden. Eine genügende Kühlluftanströmung ist auch im
Bereich des Fahrzeughecks gegeben. Zum Beispiel ist
neben dem Getriebe ausreichen Platz vorhanden, um
einen geeigneten Ölkühler zu montieren. Er fällt dort
weniger störend ins Auge und man benötigt erheblich
weniger Ölschlauch.
48
Hier ist der Ölkühler neben dem Getriebe an der
Rahmengabel montiert. Sogar Platz für eine AHK ist noch
vorhanden.
Womit wir beim Thema Ölschlauch wären. Es werden
immer wieder Fehler bei der Wahl des geeigneten
Ölschlauches gemacht. Der Ölschlauch muss
Temperaturen über 120°C vertragen können, womit
Hydraulikschläuche schon ausscheiden. Außerdem
sollten sie Druckfest bis min 10 bar sein. Dicke
Gummischläuche ohne Gewebeamierung scheiden also
auch aus. Mineralöl- und UV-Stabil sollten sie auch sein.
Eigentlich ist es ganz einfach…..es muss ein
Motorölschlauch sein, wenn dieser auch schmerzlich
teurer ist. Die Schlauchfittinge müssen nicht unbedingt
verpresst sein, „gute“ Schraubschellen halten auch
problemlos dem Öldruck stand. Manche Ölkühleranlagen
lecken ein wenig an ihren Verschraubungen. Dies ist
49
aber selten so, weil die Verschraubungen nicht mit
genügend Kraft angezogen wurden. Das Gegenteil ist
häufig der Fall. Auch sind teilweise Grate und Gussnähte
an den Schlauchstutzen die ein sauberes Anliegen des
Ölschlauches verhindern. Ordentlich Druck auf die
Schlauchschellen bringt hier keinen Erfolg.
Hier ist ein klassischer Frontölkühler zu sehen. Der
Ölkühler ist unter der Stoßstange montiert. Es besteht
auch die Möglichkeit den Ölkühler hinter einem
geschlitzten Frontabschlussblech zu montieren. Leider ist
das aber nur Fahrzeugen der 1302 und 1303 Serie
vorbehalten. Nur diese Modelle haben einen Langen-
Vorderwagen, welches dies erst ermöglicht.
Zuletzt geändert von chäffe am So 19. Jun 2011, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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Re: Das Buch "Motorbauphilosophie" Seiten50-99

Beitrag von chäffe »

Die Seiten 50-99

Vergaser
Ein erheblicher finanzieller Punkt sind die Anbauteile.
Hier sind erst einmal die Vergaser zu nennen. Es sind
mittlerweile ja wieder die klassischen Weber IDF
lieferbar. Auch gibt es zur Zeit Nachbauten von Empi.
Dennoch, die Preise liegen bei knapp 900,-EUR und
kosten somit fast die Hälfte eines Rumpfmotors.
Einzelvergaser
Es gibt mehrere Vergaser-Konzepte. Der Einzelvergaser,
wie er in der Serie verwendet wird, eignet sich nur bis
Leistungen knapp über 60 PS. Es werden zwar immer
wieder Motoren mit großem Hubraum und Einzelvergaser
angeboten, aber man sollte davon nicht zu viel erwarten.
Die Füllung ist doch mangelhaft, weil die Ansaugwege
sehr lang sind und der Vergaserdurchmesser zu klein ist.
Es gibt hier mehrere Aufrüstungsmöglichkeiten:
Einzeldoppelvergaser
Es wird an der Stelle des serienmäßigen Vergasers ein
Doppelvergaser mit zwei Drosselklappen montiert.
Nun gut, jetzt hätte man größere
Drosselklappenquerschnitte, aber immer noch relativ
lange Ansaugwege. Die Anschaffung ist nicht gerade
billig und die Optik mehr als bescheiden. Es gibt so gut
wie keine Erfahrungen damit. Die Platzverhältnisse
neben der Lichtmaschine sind auch nicht sonderlich gut
für so eine Konstruktion geeignet.
51
Und es existieren aktuell keine TÜV-Gutachten.
Zweivergaseranlage
Eine der klassischsten Tuning-Motorvarianten überhaupt.
Zur Anwendung kommen hier in der Regel zwei Solex 34
PCI Vergaser auf kurzen Saugrohren.
TDE (Theo Decker Essen), Öttinger und später auch
Riechert haben damit schon sehr früh ihre Motoren
aufgerüstet.
Es ist eine tolle klassische Lösung auch für alte 30 PS
Motoren, wobei hier eher die 28 PCI eingesetzt werden.
Ein so hergerichteter Motor begeistert jeden, der etwas
für Tuning aus der Zeit übrig hat, als man es noch
frisieren nannte.
52
Der Leistungszuwachs beim 50PSler sind ca. 9PS.
Gutachten sind bei Riechert auch heute noch erhältlich,
ebenso komplette Vergaseranlagen.
Ich selber fahre seit Jahren so eine Anlage im Alltag. Sie
ist auf einem leicht modifizierten Motor mit einer
sportlichen 296° Nockenwelle, einer erhöhten
Verdichtung und einem modifizierten Abgassystem
täglich im Einsatz und bringt so 70 PS.
Der Benzinverbrauch ist mit ca. 10,0l nicht übertrieben
hoch, zumal ich bei jeder Fahrt auch nachzähle, ob alle
Pferde auch wirklich da sind.
Zweivergaseranlage mit Riechert-Saugrohren
Diese Anlage ist wohl die klassischste Möglichkeit für
Tuning im Motorraum. Leider wird sie heute sehr wenig
53
verwendet. Dies liegt zum einen am Preis dieser Anlage
und zum anderen an deren Leistungsausbeute. Die 34
PCI-Anlage wird nur noch von der kleinen, aber sehr
feinen Firma Riechert hergestellt und vertrieben. Die
Anschaffungspreise liegen mittlerweile auf dem Niveau
einer Doppelvergaseranlage, die dann aber den Vorteil
einer noch effektiveren Gemischaufbereitung hat.
Hier ist eine alte TDE 34 PCI Anlage montiert. Der Motor
ist nach klassischem Theo Decker Baumuster frisiert. Er
leistet als 1600er mit erleichterter Schwungscheibe,
erhöhter Verdichtung, scharfer Nockenwelle und
modifiziertem Auspuff 70 standfeste PS.
Eine externe Ölkühlung hält den Temperaturhaushalt
stabil und ein externen Ölfilter sorgt für eine „saubere“
Schmierung.
54
Das Folgende ist ein Leistungsdiagramm, welches die
Verwendung auf einem serienmäßigen 1600ccm 50 PS
Motor vor und nach der Montage einer
Zweivergaseranlage zeigt.
Die Kennlinie beschreibt den Leistungs- und
Drehmoment-Zuwachs bei Verwendung einer
55
Zweivergaseranlage vom Typ 34 PCI gegenüber dem
serienmäßigen Einzelvergaser. Entgegen der gängigen
Meinung, dass der Motor nun auch mehr Benzin
verbrauchen würde, stellt sich tatsächlich aber genau das
Gegenteil ein. Bei gleicher Fahrweise ist der Motor auf
Grund seiner effektiveren Gemischaufbereitung sogar
sparsamer. Wenn man aber die dazu gewonnenen
Pferde täglich nachzählt, dann wird man auch einen
Spaßliter mehr verbrauchen.
Doppelvergaseranlage
Hier werden zwei Doppelvergaser auf kurze Saugrohre
gesetzt. Es ist DIE TÜR für Leistung im Motorraum.
Die Thematik kann einfach sein, wenn man sich nur auf
Weber IDF-Vergaser versteift und nichts anderes für
sinnvoll hält.
Dies mag vielleicht auch richtig sein, wenn man die
Materie oberflächlich betrachtet, ABER:
Wem es um klassisches Tuning geht, der kann auch mal
über den Tellerrand sehen.
Der Porsche 356 hatte schon immer
Mehrvergaseranlagen. Die Käfertuner haben sich somit
auch gern dort bedient und so kamen die alten 34 PCI
Anlagen, dann die Zenith 36 NDIX und schlussendlich die
Solex 40 PII im Käfermotorraum zum Einsatz.
Zur 34 PCI-Anlage steht im Absatz s.o. einiges.
56
Zenith NDIX
Die Zenith 36 NDIX ist ebenfalls eine schöne Anlage. Sie
ist fast so unkompliziert wie die 34 PCI, bringt aber etwas
mehr Füllung und ist somit für Leistungen bis ca 80 PS
geeignet. Die originalen 36 NDIX für den Porsche 356
sind sehr teuer und selten geworden. Es sind aber auch
welche beim DKW usw. verbaut worden. Diese eignen
sich natürlich auch für solche Anlagen, nur verfügen
diese nicht über die Zusatzanreicherung, bzw. sie
glänzen mit der fehlenden Beschleunigerpumpe. Dafür
sind diese Vergaser in neuwertigem Zustand für einen
Bruchteil der Porschevergaser erhältlich. Auch kann man
noch günstiger 32 NDIX bekommen und einsetzen.
Sie haben zwar einen kleineren
Drosselklappendurchmesser und man verliert damit
vielleicht ein bisschen Spitzenleistung, aber der günstige
57
Anschaffungspreis und der gesunde
Drehmomentzuwachs entschädigt einen dafür reichhaltig.
Solex 40PII
Nun, diese Vergaser sind bei den letzten Porsche 356
und frühen Porsche 912 Modellen verbaut worden. Sie
brachten wirklich gut Leistung, vorausgesetzt der Motor
war dementsprechend vorbereitet. Die Vergaser wurden
gern auch für größere Motore verwendet, wie z.B. dem
2,0l Typ4.
Sie sind nicht unproblematisch, weil u.a. die
Drosselklappenwellen nur in Bronzelagern laufen und
gern ausschlagen. Auch ist die Bedüsung nicht einfach,
weil kaum Anbieter noch Teile im Programm haben. Die
Vergaser neigen zum Patschen oder auch Knallen beim
58
Kaltstart und wenn die Drosselklappen nach einer
Beschleunigung geschlossen werden. Sie fristen derzeit
ein Mauerblümchendasein. Teilweise in ausgelutschtem
Zustand billig gehandelt und bei einer professionellen
Überarbeitung sauteuer. Bob Tayler aus Hameln ist hier
eine Größe auf dem Gebiet.
Die Kosten für eine professionelle Überholung belaufen
sich auf ca. 1900,- pro Paar (2006). Teile für diese
Vergaser bekommt man u.a. bei Ruddies in Berlin.
Dennoch, wer sich mit den Vergasern anfreundet, kann
durchaus damit sehr zufrieden jahrelang unterwegs sein.
Er hat dann eine sehr gute klassische
Doppelvergaseranlage. Die Leistungsausbeute
gegenüber gleich großen Webervergasern ist höher, da
unter anderem größere Querschnitte und eine
Volllastanreicherung vorhanden sind.
Dellorto DRLA
Dellorto-Vergaser sind fast baugleich mit den
Webervergasern. Sie sind teilweise recht günstig
gebraucht zu bekommen. Vor allem in der 36er Version.
Man sollte die 36er generell nicht unterschätzen, sind sie
doch mit großen Venturis ausgerüstet auch für Motoren
bis 2,0L einsetzbar. Sie haben damit einen größeren
Gasdurchsatz als z.B. die Weber 40 IDF 70. Diese
werden mit nur 28er Venturis ausgeliefert, wogegen die
36er DRLA oder IDF schon min 30er bzw. auch schon
mal 32er Venturis haben.
59
Weber IDF
Zu den bekanntesten Sportvergasern möchte ich mich
weniger äußern. Viele Fachleute haben sich mehr oder
weniger qualifiziert schon dazu ausgelassen.
Vielleicht nur ein kleiner Überblick. Die Weber IDF sind
für Boxermotoren am weit verbreitesten. Es gibt sie in der
Größe 36 bis 48 mm Klappenmaß. Grundsätzlich sind
vom Lochbild und ihrer Funktion alle IDF gleich. Sie
unterscheiden sich aber grundsätzlich nicht nur in ihrer
Größe, sondern vielmehr in ihrer Ausführung. Die
Bezeichnung der Vergaser besteht aus der
Größenangaben, dann der Buchstabenkombination, in
diesem Fall IDF und einer Ausführungskennzahl. Z. B.
Der einfache 40 IDF 70. Es ist ein Aftermaket-Vergaser
mit kleinem Venturi und Standartbedüsung. Er ist der
preiswerteste Vergaser. Es gibt aber auch die
60
Ausführung z. B. 40 IDF 68 und 69. Dies sind Vergaser
gleicher Größe aber mit anderer Düsenanordnung und
großen Venturis. Es gibt aber auch noch 40 IDF 13 und
15. Dies sind wieder 40er Vergaser, aber mit einer
Volllastanreicherung usw. usw. In der Praxis sieht es
jedoch meist so aus, dass man ein paar gebrauchte
Vergaser bekommt und sie eben auf den Motor
abstimmen wird. Oder man kauft gleich ein paar
passende neue Vergaser. Dies ist wahrscheinlich für die
meisten der sicherste Weg, bzw. auch nicht viel teuerer
als ein paar ausgenudelte Vergaser Grund überholen zu
lassen und passend zu bedüsen.
Hier ein 44 IDF Vergaser auf Wendeplattensaugrohren
Diese Saugrohre ermöglichen es die Vergaser auch um
180° gedreht zu montieren. Es hat den Vorteil, dass man
nun erheblich besser an die Einstellschrauben heran
61
kommt. Leider muss nun das Gasgestänge auch
umgebaut werden, da sich die Betätigungsrichtung
ändert.
Luftfilter
Bekannt sollten wohl die K&N-Luftfilter sein. Die Firma
K&N stellt ein breites Sortiment an Luftfiltern her. Bei
sportlichen Motoren sind sie fast schon obligatorisch. In
letzter Zeit sind einige Nachbauten auf den Markt
gekommen. Dies liegt u. a. am Preis, denn originale K&N
Luftfilter sind recht teuer geworden, sie haben aber auch
ihre Qualität. Noch hochwertiger sind offene
Luftfiltersysteme mit speziellen Aluminium-Trägerplatten
und K&N-Filtereinsätzen. Die kleine Firma Klaus-
Motorentechnik fertigt unter anderem in kleiner Stückzahl
diese hochwertigen Luftfilter. Auch sind in letzter Zeit
CNC-gefräste Trägerplatten mit integrierten Lufttrichtern
erhältlich.
62
Ein Sportluftfilter- Sammelsurium
Hier vielleicht ein paar Worte zu Ansauglufttrichtern.
Ansauglufttrichter sind Einlauftrompeten, welche auf die
Vergaser montiert werden, um die Luftanströmung schon
oberhalb des Vergasers auszurichten. Diese Trompeten
sind nicht bei allen Vergasertypen notwendig und bringen
auch nicht immer den gewünschten Effekt.
63
64
Gerade bei Vergasern mit einer zusätzlichen
Vollastanreicherung haben diese Einlauftrompeten aber
einen erheblichen Einfluss auf die Gemischaufbereitung.
Es sind auch Zentralluftfilteranlagen erhältlich. Bei
einzelnen offenen Luftfiltersystemen kommen zwei
Merkmale sehr deutlich zum Vorschein, welches bei
Zentralluftfilteranlagen kein Thema mehr ist. Dies sind
zum einen das Ansauggeräusch. Wenn die
Drosselklappen voll geöffnet sind, dämpft kaum etwas
das deutlich hörbare „Einatmen“ des Motors. Für die
einen ist dies Musik in den Ohren der
Technikbegeisterten, für die anderen nur Lärm, den es zu
unterdrücken gilt.
Der zweite Punkt ist die etwas mangelhafte Luftfilterung
über dünne Metallummantelte-Baumwollschichten; auch
wenn diese mit Filteröl geträngt sind, halten sie nicht alle
Schmutzpartikel fern. Die Filtersysteme verschmutzen
schnell und sollten regelmäßig gereinigt werden.
Ein Zentralluftfiltersystem kann dies alles besser. Das
Ansauggeräusch wird effektiv gedämpft und ein großer
Papierfiltereinsatz sorgt für saubere Ansaugluft für einen
relativ langen Wartungsintervall. Es geht aber die
klassisch, sportliche Geräuschkulisse und Optik verloren.
Gasgestänge
Es gibt für Mehrvergaseranlagen mehrere
Gasgestängesysteme. Porsche hatte immer auf
Drehwellengestänge gesetzt. Bei US-Teilen heißt dieses
System „Crossbar“. Leider sind die Fertigungsqualitäten
dieser Gasgestänge für Käfermotoren sehr
65
unterschiedlich. Die massiven Alu-Teile aus Amiland
sehen zwar sehr robust aus, brechen aber sehr schnell,
da das Material minderwertiger Aluguss ist.
,
Ein zweites System ist das Drehgasgestänge. Es wurde
serienmäßig auf VW-Typ3 Motoren verbaut. Für den
Typ1-Motor gibt es diese Systeme in unterschiedlichsten
Qualitäten.
Gute kugelgelagerte VA-Gestänge haben sich
durchgesetzt, zumindest in Deutschland.
Die Preise hierfür liegen bei meist unter 100,- Euro.
66
Abgassystem
Das Abgassystem ist bei fast allen luftgekühlten Motoren
auch automatisch mit der Wagenheizung kombiniert. Im
Allgemeinen ist die Heizung auch erhaltenswert, bzw. für
eine TÜV-Abnahme notwendig. Es gibt also auch
Wärmetauscher, die die Wärme der Abgase an frische
Luft zur Wageninnenraumheizung übergeben. Im Käfer
sind dies blechummantelte Alukörper. Der serienmäßige
Typ1-Motor ist auf der Abgasseite sehr stark gedrosselt.
Zum einen, um möglichst viel Wärme zum Heizen zu
gewinnen, zum anderen um den Einzelvergaser
vorzuheizen und nicht zuletzt um die Auspuffgeräusche
zu minimieren. Leider entsteht bei diesem Aufbau sehr
67
viel Staudruck, was einer guten Motorfüllung mit
Frischgasen entgegen spricht und zusätzlich den Motor
thermisch belastet.
Wenn man die Wärmetauscher beibehalten will und
dennoch mehr Leistung wünscht, so kommt man nicht
umhin, Wärmetauscher mit einem größeren
Innendurchmesser zu verwenden. Die Heizleistung
nimmt zwar hierbei ab, in der Praxis hat sich aber
gezeigt, dass ein frisierter Motor auch mehr Wärme
produziert und somit wieder genügend Wärmeenergie für
die Wagenraumheizung zur Verfügung steht. Der
Auspufftopf ist für höheren Gasdurchsatz gänzlich
ungeeignet.
Sportschalldämpfer sind eher selten geworden, wobei
ihre Funktion schon immer fraglich war.
68
Dieser „Sportauspuff“ sieht zwar nett aus, hat aber einen
zu kleinen Sammeltopf und die Abgasrohre sind
ungünstig geformt. Für kleine Motoren ist er vielleicht
noch geeignet, bietet aber für „Mehr-Hubraum“ zu viel
Staudruck
In alter Zeit hatten findige Tuner die serienmäßigen Töpfe
modifiziert. Man muss schon wissen, wie dies sinnvoll
gemacht wird. Es ist dann aber eine preiswerte
Möglichkeit relativ nah am Original zu bleiben und
dennoch einen zu frieden stellenden Gasdurchsatz zu
bekommen. Die Endrohrdurchmesser sind generell zu
klein. Es gibt aber mittlerweile wieder größere Endrohre
in Edelstahlausführung mit großem Innendurchmesser
und ausreichender Dämpfungseigenschaft.
Sehr beliebt und auch technisch perfekt sind
Fächerkrümmeranlagen. Diese sind aber nur in sehr
69
guter Qualität empfehlenswert und haben dann auch
ihren Preis, aber viel wichtiger, auch ihre Abgasbeschleunigende
Funktion.
Die Firma Ahnendorp wie auch die Firma CSP haben
Anlagen in Stahl und Edelstahl im Angebot. Sie sind
dann inkl. Gutachten. Billige US-Abgasanlagen haben
nicht nur keine TÜV-Gutachten, sie sind auch von
äußerst schlechter Qualität, rosten sehr schnell und sind
strömungstechnisch ungünstig gefertigt. Zudem sind es
entweder Krawalltüten, oder sie bringen gar keinen
Sound.
Hier eine Fächerkrümmer-Auspuffanlage. Sie ist
großzügig dimensioniert, gut verarbeitet und in diesem
Fall aus Edelstahl gefertigt. Technisch wie optisch eine
„Augenweide“
70
Zündung
Die Zündung am Typ1 Motor ist serienmäßig eine
Kontaktgesteuerte Batterie-Zündung. Nun, dies mag
heute unmodisch und altbacken wirken, funktioniert aber
sehr zuverlässig. Die Zündverstellung wird mit
Fliehkraftgewichten realisiert.
Es gibt Zündverteiler mit und ohne Unterdruckdose. Die
Unterdruckdose verstellt zusätzlich den Zündzeitpunkt in
Richtung „Früh“ oder „Spät“ je nach Art der Ausführung.
Sie wird über einen Unterdruckschlauch vom Ansaugtrakt
oder dem Vergaser angesteuert. Es soll so u. A. ein
„klingeln“ oder auch „klopfen“ also eine Selbstzündung
des Gemisches verhindert werden.
Bei getunten Motoren kommen aber kaum noch
Unterdruckdosen zum Einsatz.
Der gängigste Verteiler für getunte Motoren ist
wahrscheinlich der Fliehkraftgeregelte Zündverteiler von
Bosch mit der Endnummer 009. Dieser Verteiler hat sich
sehr gut bewährt. Er hat eine Zündverstellkurve bis etwa
24° v OT und der Zündzeitpunkt des 3.Zylinders wird 3°
später gesetzt. Dies hat die Folge, dass der 3.Zylinder
weniger thermisch beansprucht wird. Siehe Kapitel
Ölkühlung….der serienmäßige Ölkühler versperrt etwas
der Kühlluft den Weg zum 3.Zylinder.
Der Verteiler ist in einer so großer Stückzahl hergestellt
worden, dass sein Preis wirklich angenehm moderat
ausfällt. Etwa 80,-€ kostet er heute. Es gibt mittlerweile
auch Nachbauten von der Firma EMPI und auch welche
aus China. Diese kosten noch weniger und sind durchaus
brauchbar.
71
Hier ein Bosch 009 Nachbau von der Firma EMPI
Der 050.
Der Bosch 050 ist ein Sportverteiler. Er ist wie der 009
aufgebaut, hat aber eine weitere Verstellkurve bis etwa
32° v. OT. Und keine Spätverstellung des 3.Zylinders.
Leider kostet er etwa drei mal so viel wie der 009er. In
die gleiche Preisklasse fällt auch eine Mallory-Zündung.
Der Verteiler ist erheblich größer, mit großer
Verteilerkappe und ggf. auch mit elektronischer Hallgeber
und Drehzahlbegrenzer.
Frei programmierbare Zündungen sind auch lieferbar. Sie
sind hauptsächlich für echte Rennmotore gedacht und
sollten auf dem Prüfstand eingestellt werden.
Der Unterbrecherkontakt ist ein Verschleißartikel. Er nutzt
sich ab und sollte ca. alle 10tKm gewechselt werden. In
letzter Zeit wir oft mit elektronischen „Aufbaupräparaten“
der klassische Zündverteiler getunt. An Stelle des
Unterbrecherkontaktes wird ein Hallgeber montiert, der
dann den Unterbrecherkontakt ersetzt. Man spart sich
damit das ständige Wechseln des
Unterbrecherkontaktes. Leider hat die Sache auch wieder
zwei Seiten. Die Elektronik kostet etwa 90,-€, also etwa
15 mal so viel wie ein Unterbrecherkontakt. Wenn man
einen Ersatzkontakt immer im Handschuhfach oder dem
72
Werkzeugkasten mit sich führte, wird man dies mit einem
Elektronikgeber für 90,-€ wohl kaum machen. Wer nun
glaubt, dies wäre eine Anschaffung fürs Leben, wird
enttäuscht werden. Wie lange so etwas hält ist schwer zu
sagen, ich habe aber in den letzten Jahren schon ein
halbes Dutzend defekte Hallgeber ausgetauscht, was
mich an die Dauerhaltbarkeit der Elektronik zweifeln
lässt. Eines ist aber unbestritten. Der Schließwinkel
ändert sich durch den Einsatz des Hallgebers nicht mehr
und der Zündzeitpunkt ist stabiler. Auch ist der Einsatz
einer Hochspannungszündspule nun einfacher zu
realisieren, da der Kontakt nicht mehr abbrennt… er ist ja
gar nicht mehr vorhanden.
Eine etwas preiswertere Methode ist eventuell der Einbau
einer Transistorzündung aus dem späten VW-Bus.
Vorausgesetzt man bekommt die benötigten
Komponenten gebraucht, denn eine Neuanschaffung des
Zündverteilers, der Zündspule, der Transistorzündeinheit
und nicht zuletzt des Kabelbaumes dürfte doch mächtig
„ins Kontor hauen“.
Zündkabel und Zündkerzenstecker.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass teure Silikonkabel mit
Graphitseele nicht unbedingt auch ein Segen sind. Die
Graphitseele wird schnell beschädigt, weil sie in einem zu
engen Radius verlegt wird. Ein unrunder Motorlauf ist die
Folge und man wird als letztes die „GUTEN“
Silikonzündkabel verdächtigen.
Auch werden oft der Optik wegen durchsichtige
Zündkabel montiert. Wenn man sich diese einmal nach
längerer Zeit ansieht, so wird man feststellen, dass sie
sich bräunlich verfärben. Die Zündkabel sind nicht
73
temperaturstabil und zudem auch nicht feuchtigkeitresistent.
Man kann sogar bei feuchtem Wetter und
Dunkelheit gelegentlich beobachten, wie der Zündfunke
durch die Isolierung „Durchschlägt“.
Bunte Verteilerkappen sind ebenfalls Sorgenbringer.
Sie werden in sehr minderer Qualität gefertigt.
74
So viel vorerst zum Typ1 Motor…
2006
Ein Typ1 Zylinderkopf wird gerade für größere Kolben und Zylinder
aufgebohrt und anschließend die Verdichtung auf das errechnete
Maß angehoben.
75
Der Typ 4 Motor
Wie Eingangs schon geschrieben, ist der Typ 4 Motor
von seiner Konstruktion her mit dem Typ1 Motor absolut
identisch. Leider ist aber kein Teil mit den Typ1-Bauteilen
gleich.
Es sind serienmäßig Motoren mit 1700ccm bis 2000ccm
gefertigt worden. Die Leistung reicht von 68 bis 100PS.
Die 100PS-Version ist aber nur im Porsche 914 verbaut
worden und weist einige Besonderheiten auf.
(Siehe Zylinderköpfe).
Rümpfe
Die Rümpfe sind nahezu alle gleich. Bei Motoren mit
Einspritzung fehlt eine Benzinpumpenbohrung, die aber
beim Betrieb im Käfer nicht benötigt wird. Es gibt
Gehäuse mit hohem, geschlossenem Dom und welche
mit offenem Dom. Bei der Verwendung mit einem
Porschegebläsesystem werden aber meist beide
komplett abgefräst.
76
Hier sind drei Typ4-Rümpfe zu sehen. Bei dem mittleren
Rumpf ist der Öldom bereits abgefräst. Links und rechts
daneben sieht man die unterschiedlichen
Öldomausführungen.
Die Motorrümpfe sind sehr viel stabiler als die Typ1-
Rümpfe. Eingelaufene Hauptlagergassen sind hier sehr
viel seltener. Leider sind die Gehäuse auch etwas
schwerer, was dem Leistungsgewicht nicht gerade
entgegen kommt. Ein weiterer Nachteil sind die Stößel,
die nicht wie beim Typ1 pilzförmig sind, sondern gerade,
mit einem Durchmesser von 24mm. Weiteres dazu im
Kapitel „Stößel“
Dennoch, ab jetzt kommen fast nur noch Vorteile der
Typ4-Motoren….
77
Kurbelwellen Serie
Hier sind verschiedene Typ4-Kurbelwellen zu sehen.
Bei genauer Betrachtung fällt die massivere Bauart auf,
so wie auch die stabileren Pleuel
Es kamen serienmäßig Wellen mit 66mm Hub beim 1,7l
und 1,8l zur Anwendung und Wellen mit 71mm Hub bei
allen 2,0l Motoren. Die Kurbelwellen haben
unterschiedliche Pleuelzapfendurchmesser. Man kann
1,7l Pleuel nicht auf 2,0l Wellen montieren. Umgekehrt
natürlich auch nicht. Die Kurbelwelle und die Pleuel sind
sehr viel massiver als Typ1 Teile und somit wird ein Typ4
Motor etwas schwerer und nicht ganz so drehfreudig sein
wie ein Typ1. Dafür sind die Kurbelwellen aber auch
haltbarer. Die Pleuel sind massiver und sehr viel stabiler.
Die Pleuelaugenbuchse hat einen 2mm größeren
78
Durchmesser und misst nun 24mm. Ausgeschlagene
Pleuellagerbuchsen sind sehr selten. An dieser Stelle
vielleicht schon die erste Verbesserungsmöglichkeit. Der
Kolbenbolzen wird über Öldämpfe und Spritzöl
geschmiert. Dazu ist eine kleine ca.3mm Bohrung im
Pleuelauge angebracht. Im Porschemotor sind es
teilweise drei versetzte Bohrungen, die zudem auch noch
konisch angefast sind. Es bietet sich nun an, auch dieses
Upgrate dem Typ4-Pleuel angedeihen zu lassen.
Eine weitere Hightech-Veränderung ist die Montage von
Pleueln mit einer Druckölbohrung. Die Pleuel haben eine
Steigleitung innen vom unteren Pleuellager zum oberen
Pleuelauge. Es wird also Motoröl aus dem
Hauptlagerstrom abgezweigt und über diese
Steigbohrung zur Schmierung des Kolbenbolzens herangezogen.
Des Weiteren kann man das oben austretende
Öl nun zur Kolbenbodenkühlung verwenden. Eine tolle
Lösung, um zum einen die Lebensdauer der
Pleuelbuchse zu erhöhen und zum anderen die
Kolbentemperatur zu senken. Mercedes verwendet diese
Prinzip seit längerem in seinen Motoren. Es gibt aber
einen nicht zu unterschätzenden Haken an der
Sache…… mit einem Serien-Typ4-Pleuel ist diese
Konstruktion nicht zu machen. Das Pleuel ist in der Mitte
zu dünn, um eine Steigbohrung nachträglich zu bohren.
Hier ist nur der Einsatz von speziellen Tunerpleueln aus
den USA oder die Verwendung von modifizierten
Mercedespleueln möglich. Beides keine billige
Angelegenheit und auch nicht unbedingt notwendig.
Ein feines Bearbeiten, Auswiegen und auf gleiches
Gewicht Bringen aller Pleuel ist aber eine lohnenswerte
und preiswerte Arbeit, wenn sie auch etwas Zeit in
Anspruch nimmt.
79
Kolben und Zylinder
Nun geht es los….
Das Angebot an Kolben und Zylindern ist sehr viel kleiner
als bei Typ1 Kolben. Und die Preise erheblich höher.
Serienmäßig sind folgende Durchmesser verwendet
worden:
90,0mm
93,0mm
94,0mm
80
Alle 2,0l Motore hatten eine Bohrung von 94mm. Die 1,7l
eine 90,0mm Bohrung und dem entsprechen die 1,8l
Motoren eine 93,0mm Bohrung. Die Verdichtung wurde
mit Hilfe von Mulden im Kolben reduziert oder erhöht. Es
gibt so gut wie keine Übermaßkolben mehr. Standard
Kolben und Zylindersätze kosten schon mehr als 600,-€.
Da ein Typ4-Motor als Leistungssteigerung im Käfer und
Co. aber erst ab 100PS aufwärts Sinn macht, betrachte
ich im Folgenden auch nur noch die Motoren ab 2,0l.
Die benötigten Anbauteile machen Typ4-Motoren zum
betrieb im Käfer recht teuer, so dass Motorkonzepte
unter 100 PS mit Typ1-Motoren wirtschaftlicher
erscheinen.
Es gibt mittlerweile Kolben und Zylindersätze, die aus
mehreren Komponenten zusammengestellt sind. Es
werden Zylinder von der Firma Kolbenschmitt mit Typ1
Kolben von der Firma Mahle kombiniert. Der Vorteil ist
der sehr angenehme Preis. 330,- für einen Satz in
94,0mm Durchmesser mit geschmiedeten Kolben und
einer Standartverdichtung von mehr als 8,6:1 sind die
eine Seite. Die andere Seite….der Kolbenbolzen hat
Typ1 Maße, also 22mm anstatt 24mm. Die Pleuel
müssen mit speziellen Pleuelbolzenlagern umgebaut
werden. Dieser Umstand relativiert den
Anschaffungspreis, kostet so ein Pleuelsatz doch im
Austausch etwa 170,-€.
81
Hier ein Kolben mit 94mm Durchmesser für einen 2,0l
Motor. Der Pleuelbolzen mist 22mm Typ1-Maß.
Aber es geht noch mehr. Schon in den späten 70er
Jahren kamen Sätze mit 95 und 96mm Bohrung auf den
Markt. Es waren Sätze, bei denen die 94er Zylinder
aufgebohrt und mit größeren Kolben bestückt wurden.
Diese sind heute sehr selten und sehr teuer.
ABER……MEEEEHR
82
2,4l Kolben mit 103mm
Bald schon kamen die 2,4l Motoren bei allen gängigen
Tunern auf den Teller. Die serienmäßige 71mm Welle
wird hierbei mit Kolben und Zylindersätzen mit 103mm
Bohrung gepaart. Die 103mm Kolben waren anfangs
ausschließlich von dem Hersteller Mahle erhältlich. Die
Kolben sind geschmiedet und die Zylinder eine
Spezialanfertigung. Der Motorblock wie auch die
Zylinderköpfe müssen sehr stark aufgebohrt werden.
Heute sind die 103er Sätze auch von anderen Herstellern
lieferbar und das Kolbengewicht hat sich
erfreulicherweise reduziert, so dass das größere
Kolbengewicht sich nicht mehr so negativ auf die
Lebenserwartung auswirkt. Die Sätze sind nicht billig. Es
gibt Gusskolbensätze für etwa 600,-€ aus zweifelhafter
Herkunft, wie auch geschmiedete Qualität für ca. 1000,-€.
Wie man sieht, richtig „Geld“ gegenüber den Typ1-
Kolben. Es gibt aber unter anderem noch einen 105mm
Satz. Dieser ist aber sehr dünnwandig, noch teuerer und
83
kaum empfehlenswert. Als Übermaßkolben für den 103er
Satz könnten sich die Kolben des Porsche 944 S2 mit
3,0l anbieten. Die Kolben messen 104mm und sind sehr
hochwertig. Leider kostet solch ein Kolbensatz auch viel
Geld. Gut 900,- Euro werden derzeit fällig sein. Hinzu
kommen die Kosten für das Aufbohren der 103er Zylinder
auf 104mm.
Kurbelwellen Tunerwellen Langhub
Wie schon geschrieben, kamen serienmäßig nur 66er
und 71er Kurbelwellenhübe zum Einsatz.
Bei einer maximalen Bohrung von 105mm sind so
Hubräume bis 2459ccm möglich.
Der Motor ist somit sehr kurzhubig ausgelegt. Er müsste
also recht hochtourig betrieben werden. Leider setzen die
schwere Kurbelwelle mit nur drei Hauptlagern, und der
Ventiltrieb hier Grenzen. Vor allem der Ventiltrieb mit der
unten liegenden Nockenwelle und den langen
Stößelstangen zu den oben liegenden Kipphebeln
vertragen keine hohen Drehzahlen.
84
Die Firma Öttinger hat Mitte der 70er Jahre Kurbelwellen
mit 78mm und 80mm Hub angeboten. Die Kurbelwellen
waren geschmiedet und hatten teilweise Gegengewichte.
Gern wurde so die 80er Welle mit 103er Kolben
kombiniert. Heraus kamen somit bärige 2666ccm.
Die Wellen sind leider neu nicht mehr erhältlich und
kosten gebraucht mittlerweile auch richtig Geld. Aus
Amiland kam wieder Abhilfe. Es gibt zum Beispiel von der
Firma SCAT geschmiedete Kurbelwellen mit bis zu
86mm Hub. Diese Wellen haben aber auch ihren Preis.
Etwa 1800,-€ sind dafür zu zahlen. Bis ca. 2,9l Hubraum
sind hiermit möglich. Auch sind schon 3,2l Motore mit
noch größeren Kurbelwellen realisiert worden. Die Wellen
sind dann aus dem „Vollen“ gedreht worden und mit
speziellen Pleueln ausgerüstet worden. Auch im Typ4
Kurbelraum ist nicht unendlich viel Platz, so dass man bei
der Verwendung von Langhubkurbelwellen die
Pleuelfüße bearbeiten muss und auch unter Umständen
die Nockenwelle, da die Pleuel hier sonst anstoßen
würden.
Wer etwas mitgerechnet hat, wird schnell merken, dass
Typ-4 Tuningmotoren richtig ins Geld gehen können.
Aber es kommt noch dicker……
85
Zylinderköpfe
Bei den Zylinderköpfen sieht es mit billigen Tuningköpfen
ebenfalls dünne aus. Serienmassig gibt es die 1,7l Köpfe
mit 39E und 33 A Ventilen. Die 1,8L Motoren hatten
teilweise schon 41E und 35A Ventile. Beim VW-Porsche
914 kamen mit Einführung des 2,0l Motors auch neue
Zylinderköpfe zum Einsatz. Der Brennraum ist
umgestaltet. Die Zündkerze sitzt etwas mehr mittig. Es
wurden mit 42er Einlass- und 37er Auslassventilen die
größte Ventilpaarung verbaut. Die ebenfalls mit dem 2,0l
70 PS Bus eingeführten Typ4 Motoren hatten wieder
kleinere Zylinderköpfe. Sie entsprechen in ihrer Bauart
den 1,7l Köpfen mit den 39Einlass- und
33Auslassventilen und einer Bohrung für die 94er Kolben
und Zylinder. Bei den letzten Typ4 Busmotoren wurden
die Zylinderköpfe wieder etwas geändert. Der
Auslasskanal wurde umgestaltet, um eine Rissbildung
zwischen den Ventilsitzringen vorzubeugen. Die
Auslasskanäle sind massiver gegossen und haben nun
einen „eckigen“ Flansch. Es passen somit nicht mehr die
ovalen Wärmetauscher, deren Flanschform bei allen
anderen Typ4-Motoren gleich waren.
86
Auch hatten diese Zylinderköpfe teilweise noch kleinere
Ventile. Das Einlassventil hatte nur noch einen
Durchmesser von 37mm. Diese Zylinderköpfe sind mit
den Serienventilen nur bis zu einer Leistung von max.
110PS geeignet. Dennoch werden sie gern als
Tuningausgangsbasis genommen, da sich der
Auslassbereich sehr positiv auf die Lebenserwartung
ausgewirkt hat.
Es werden dann aber die kleinen Ventilsitzringe gegen
größere getauscht und der
Zylinderkopf mit großen Ventilen bestückt.
Dies ist eine Arbeit, die nur ein guter
Motoreninstandsetzer machen sollte, der sich auch mit
luftgekühlten Motoren auskennt. Die alten Sitzringe
müssen schonend
87
entfernt werden und der Zylinderkopf muss zur Aufnahme
der neuen großen Sitzringe aufgebohrt werden. Bei
dieser Arbeit muss das Schrumpfmaß berücksichtigt
werden, da die neuen großen Sitzringe eingeschrumpft
werden müssen. Dazu wird der Zylinderkopf auf ca.
200°C erhitzt und der Ventilsitzring stark unterkühlt und
schnellstmöglich eingepresst.
Generell sind aber so gut wie keine großen Zylinderköpfe
neu fertig erhältlich. Es sind immer umgebaute
Serienzylinderköpfe.
Alles in allem sind Typ4 Zylinderköpfe aber haltbarer und
solider als ihre kleinen Typ1-Brüder. Wenn man aber
erheblich größere Kanalquerschnitte realisieren möchte,
so stehen dem „Frisierer“ aber die nach unten gerichteten
Auslasskanäle im Wege. Der Abstand der unten
liegenden Stößelschutzrohre lässt keine sehr großen
Abgasquerschnitte in diesem Bereich zu, was findige
Konstrukteure dazu bewegte, völlig neue Zylinderköpfe
zu entwickeln.
88
Hier ist zu sehen, wie eng es zwischen den
Stößelschutzrohren zugeht. Große Rohrquerschnitte sind
an dieser Stelle nur sehr begrenzt möglich.
In der letzten Zeit sind absolut neu konstruierte Typ4-
Zylinderköpfe erhältlich. Sie sehen den Typ1-
Zylinderköpfen sehr ähnlich. Sie haben also seitliche
Abgasauslässe.
89
Spezielle Typ4-Zylinderköpfe mit seitlichen
Abgasauslässen.
Es passen keine Typ4-Wärmetauscher. Die
Ventilbestückung ist generell größer und Einlassventile
bis zu 52mm Durchmesser sind nun möglich. Diese
Tunerzylinderköpfe werden kundenspezifisch angefertigt
und kosten ab ca. 3000,-€ pro Paar. Leistungen jenseits
der 200 PS sind hiermit möglich. Auch ist eine
Anschaffung dieser sehr teuren Spezialanfertigungen erst
Sinnvoll, wenn wirklich sehr hohe Leistungen erzielt
werden sollen.
Ölkreislauf
Der Ölkreislauf ist bei allen Typ4-Motoren gleich. Er
wurde gegenüber dem Typ1-System erheblich
verbessert. Die Ölkanäle sind größer und haben
Öldruckregelkolben. Die Typ4-Ölpumpe ist stärker
dimensioniert und versorgt unter anderem auch einen
angeflanschten Ölfilter, so wie den angeflanschten
größeren Ölkühler. Zur Montage eines Typ4-Motors im
Käfer und Co. muss er aber demontiert werden und
extern am Fahrzeug betrieben werden, da das Typ4-
90
gebläsesystem in diesem Fall komplett entfällt und einem
geeigneten Gebläse weichen muss. Mehr hierzu im
Absatz „ Kühlung“.
Generell kann man aber sagen, dass der serienmäßige
Ölkreislauf mit seinen Komponenten gut aufgestellt ist.
Wenn man sehr große, leistungsstarke Motoren baut,
bietet sich hier einzig die Umrüstung auf ein
Trockensumpfsystem an. Zu diesem Zweck wird die
Serienölpumpe gegen eine Trockensumpfpumpe ersetzt
und ein externer Öltank im Fahrzeug montiert. Dieses
Konzept hat Porsche mit Einführung der 6-
Zylindermotoren im Jahr 1964 konsequent verfolgt. In
jedem „ELFER“ wird man also so einen Ölkreislauf
finden.
91
Eine kleine Verbesserung ist die Montage eines
Zusatzölsumpfes. Leistungsgesteigerte Motoren werden
eben auch gern einmal sportlich betrieben und bei hohen
Kurvengeschwindigkeiten und hohen Motordrehzahlen
fällt der Ölsumpf gerne auch mal trocken. Dies darf aber
nicht vorkommen, da augenblicklich die Ölpumpe Luft
ansaugt und der Öldruck zusammen bricht. Die Gleitlager
der Kurbelwelle und Pleuel werden unterversorgt und ein
extrem hoher Lagerschalenverschleiß tritt ein. Wenn nun
die Ölpumpe nicht gleich wieder Öl bekommt, fressen
auch die Lagerstellen der Kurbelwelle…..
Ein kleiner Zusatzölsumpf bring etwas Ölreserven und
überbrückt so den Engpass in Extremsituationen.
Die sehr preiswerte Lösung mit der Montage eines
Minitopfes ist durchaus ein Weg dem Supergau zu
entgehen. Weitere Infos im Kapitel „Ölschmierung,
Ölkühlung“ auf Seite 108
Kühlung
Die serienmäßige Typ4-Kühlung ist axial auf der
Kurbelwelle montiert. Ein Lüfterrad saugt zentrisch kalte
Luft an und versorgt die beiden Zylinderbänke über ein
Aluminium-Gebläsegehäuse mit Kühlluft. Das
Gebläsesystem funktioniert recht gut bis ca. 100 PS.
Darüber hinaus ist es zu klein um höhere
Motorleistungen adäquat zu bewältigen. ABER noch
einen gewaltiger Nachteil hat dieses Axialgebläse….ES
IST ZU GROSS. Es passt nicht in Käfermotorräume.
Jedenfalls nicht, wenn man nicht massiv den
Käfermotorraum aufschneidet. Einige unerschrockene
flexen sich den Käfer schon zurecht um den Motor unter
zu kriegen. Schön sieht dies aber selten aus.
92
Hier der serienmäßige Typ4-Motor, wie er im VW412 zu
Einsatz kam.
Der Umbau auf ein Porsche 911 Gebläse ist hier das
Mittel der Wahl. Der Typ4 Motorblock muss dazu aber
„Federn“ lassen. Das Axialgebläse wird demontiert, der
oben angesprochene Öldom wird abgefräst und ein
modifiziertes Porschegebläse adaptiert. Ein eigens für
dieses Konzept entwickelter Gebläsekasten wird auf den
Rumpfmotor montiert. Der Gebläsekasten besteht aus
GfK. Gern wird aber auch ein Kohlefaserwerkstoff
verwendet, weil es gerade in „Mode“ ist, alle möglichen
Teile aus Karbon herzustellen.
Bei der Verwendung eines Porschegebläses muss unter
anderem auch ein spezieller Öleinfüller und ein
angepasstes Motorabschlußblech verwendet werden.
93
Dennoch, so ein Motor ist technisch wie auch optisch ein
„Leckerli“.
Ob nun in Rennoptik mit polierten Anbauteilen und VAFächerkrümmer
oder in ganz einfacher Ausführung mit
lackierten Aluteilen und einfachem Stahlauspufftopf, so
ein Porschegebläse „hat schon was“.
Eine weitere Methode ein Porschegebläse zu montieren,
ist das „liegende-Lüfterrad“, eine sehr frühe Entwicklung
von der Firma Riechert. Es kam schon in den frühen
70ern zum Einsatz und ist somit auch voll „H-tauglich“
94
Der Vorteil hierbei ist, dass keine Fräsarbeiten am
Motorblock nötig sind. Es ist somit auch möglich, einen
bestehenden Komplettmotor mit einem Porschegebläse
im Käferheck zu verstauen. Das Gebläse wird über einen
langen Keilriemen und zwei Umlenkrollen von der
Kurbelwellenriemenscheibe zum Horizontallüfter geführt.
95
Hier komplett montiert im VW-Käfer
Eine billigere Kühlung ist der Umbau auf ein Typ1-
Gebläsesystem. Der Öldom bekommt einen Aufsatz zur
Aufnahme der Typ1-Lichtmaschine. Auf den Zylindern
und Zylinderköpfen kommen spezielle Kühlmäntel aus
GfK. Die Kühlung wird mit einem serienmäßigen Typ1-
Gebläsekasten komplettiert. Der Motor sieht nun auf den
ersten Blick aus wie ein originaler Käfermotor. Nicht
unattraktiv diese Variante, verschleiert sie doch das
Potential des Motors. Ratsam ist dies aber nur für leicht
frisierte Motoren. Das Typ1-Gebläse ist dem
Temperaturhaushalt eines leistungsgesteigertem Typ4
nicht gewachsen.
96
Kupplung
Das Kupplungssystem beim Typ4-Motor ist generell
etwas größer dimensioniert.
Es gibt drei verschiedene Größen.
Die kleinste Kupplung hat einen Reibbelagdurchmesser
von 210mm. Dann sind 215mm Systeme im Einsatz und
auch das große 228mm Bussystem.
Beim Einbau in den Käfer haben sich die 210mm und
215mm Systeme bewährt. Zum Anflanschen an ein
Käfergetriebe muss lediglich die Schwungscheibe mit
einem Nadellager zur Aufnahme der Getriebewelle
versehen werden. Hierfür wird die Schwungscheibenmitte
aufgedreht und ein Nadellager eingepresst. Würde man
dieses Nadellagen nicht montieren, so würde binnen
kürzester Zeit die Getriebewelle Schaden nehmen. Am
Typ1-Motor sitzt dieses Nadellager in der zentralen
Schwungscheibenmutter.
Die 210 und 215mm Systeme kamen in den Fahrzeugen
VW 411 und 412, so wie im frühen VW-Bus zum Einsatz.
Die Mitnehmerscheiben der VW 411 und 412 haben aber
eine feinere Verzahnung und passen nicht zum
Käfergetriebe. Hier muss man auf die richtige
Verzahnung achten.
Das 5-Gang-Schwungrad des VW-Porsche 914 misst
auch 215mm, es passt aber nicht an das 4-Gang97
Käfergetriebe, es sei denn, man rüstet seinen Käfer
wieder mit einem Porsche 5-Ganggetriebe aus…..kling ja
logisch, oder?
Das größte Kupplungssystem kam mit Einführung der
2,0l 70 PS Motoren für den VW-Bus. Es ist stärker
dimensioniert, weil der drehmomentstarke Motor an dem
schweren Bus ja auch mächtig zu zerren hatte. Diese
228mm Systeme sind gerade für stark
leistungsgesteigerte Motoren sehr gut geeignet und
bringen noch dazu den großen Vorteil eines kleineren
Pedaldrucks mit.
ABER: Die Druckplatte passt nicht ohne weiteres in die
Getriebeglocke des Käfers. Entgegen der oft verbreiteten
Meinung ist nicht der Außendurchmesser der
Schwungscheibe größer und macht hier Probleme, nein,
es ist einzig und allein die dazugehörende Druckplatte.
Um sie verbauen zu können, muss das Käfergetriebe an
den betreffenden Stellen ausgefräst werden. Es ist dafür
kein Spezialwerkzeug notwendig. Ein Winkelschleifer mit
Lammellenaufsatz tut hier gute Dienste. Ein weiteres
kleines Übel ist: …Der Käferanlasser mit Führungshülse
passt nicht mehr. Die Führungshülse würde an der
Schwungmasse des 228mm-Schwungrades stoßen. Hier
gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Man erleichtert die
Schwungscheibe in diesem Bereich durch Abdrehen und
anschließendem Wuchten, oder man verwendet einen so
genannten Automatikanlasser. Dieser Anlasser hat eine
stärkere Welle und kein Führungsröhrchen. Er ist also
„frei ausstoßend“. Der Anlasser muss nicht unbedingt
vom Automatikkäfer genommen werden, auch im
Porsche 914 und den frühen 911ern wurde er verbaut.
Alle diese Anlasser sind kräftiger dimensioniert und
haben min 0,8PS Startleistung. Dies ist auch der Grund,
warum Variante zwei sinnvoller ist. Ein
leistungsgesteigerter, hubraumstarker Motor wird einen
98
kleinen serienmäßigen Käferanlasser schnell
überfordern.
Alles in allem ist auch der Preis der großen 228mm
Bussysteme niedriger, weil sie erheblich öfter produziert
wurden als die nur kurzlebigen ungeliebten VW 411/412.
Tuningkupplungssysteme sind sehr selten und kaum
noch erhältlich. Auch Motorleistungen von über 200PS
werden vom 228mm System bewältigt.
Porsche hat bis zur Einführung der 2,4L 6Zylinder
Motoren auch nur 215mm Systeme verbaut. Dann kamen
Systeme mit 240mm Durchmesser zum Einsatz. Um aber
die Pedalkräfte noch angemessen in Grenzen zu halten,
wurde hier das „ziehende Kupplungssystem“ eingeführt.
…..
Anderes Thema….
Im 3,0l Porsche 944 S2 mit 211PS und 1,6 Tonnen
Fahrzeuggewicht reicht auch noch eine 228mm
Kupplung, wenn sie auch komplett anders aussieht und
mit den Typ 4 nicht kompatibel ist.
Einen ganz entscheidenden Vorteil haben aber alle Typ4-
Schwungscheiben, sie werden nicht mehr mit der
fragwürdigen 36er Zentralmutter angeschraubt, sondern
mit fünf hochfesten Spezialschrauben. Abgewackelte
Schwungräder und gebrochene Zentralmuttern gibt es
nun nicht mehr. Ein Sicherungsblech fixiert die
Schrauben, die nun mit zivilen 120Nm angezogen
werden.
99
Die „Fünf“ mit Sicherungsblech
Leistungen bis ca. 180PS können so übertragen werden.
Für noch mehr Leistung und Drehmoment werden die
Schrauben als Passbuchsen ausgeführt und weitere
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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Re: Das Buch "Motorbauphilosophie" 100-Ende

Beitrag von chäffe »

Die Seiten 100 bis zum Ende

Zusatzstifte eingesetzt. Dies sollte aber erst ab 2,6l
Hubraum oder echtem Renneinsatz nötig sein.
1302Speedster
1303 Cabrio
101
Vergaseranlagen
Weber 44 IDF auf speziellen Saugrohren
Für den Einbau eines Typ4 Motors im Käfer kann die
serienmäßige Vergaseranlage nicht übernommen
werden. Die Verwendung eines speziellen Kühlsystems,
sei es ein Porschegebläse oder ein umkonstruiertes
Typ1-Gebläse, macht die Montage der serienmäßigen
Gemischaufbereitung nicht mehr möglich. Es kamen in
der Serie Zweivergaseranlagen mit zwei 34er bis 40er
Einzelvergaser auf kurzen Saugrohren zum Einsatz, so
wie auch Einspritzsysteme. Das Einspritzsystem für die
kleinen 1,7l und 1,8l Motoren aus den VW411/412 sind
wenig effektiv und für Tuning ungeeignet. Die
Einspritzanlage aus dem VW-Porsche 914 hatte
immerhin schon den stärksten 2,0l Typ4-Motor mit 100PS
versorgt. Es ist aber aus den oben angesprochenen
102
Platzgründen nicht ohne weiteres verwendbar. Auch ist
diese Einspritzanlage für Tuning wenig geeignet. Das
Mittel der Wahl sind hier Doppelvergaseranlagen.
Hier gilt das Gleiche, wie für Typ1 Motoren. Siehe
Vergaseranlagen Typ1.
Die Saugrohre müssen aber für die Typ4-Zylinderköpfe
andere sein. Das Lochbild der Typ4-Köpfe ist anders als
die der Typ1-Köpfe. Auch hier werden bevorzugt Weber
40 IDF genommen. Es funktionieren aber auch 36er
Doppelvergaser von Dellorto und Weber, so wie auch die
guten alten Solex 40 PII.
Bei sehr hubraumstarken Motoren, was ja mit dem Typ4
bis etwa 3l möglich ist, kommen aber auch gern 44er
oder 48er Vergaser zum Einsatz.
Noch eine weitere Möglichkeit der Gemischaufbereitung
sind Einzeldrosselklappen-Einspritzanlagen. Diese
Einspritzanlagen sind dann speziell für den Tuning-Typ4-
Motor entwickelt worden und werden von wenigen
Spezialisten im Typ4-Sektor angeboten. Die Anlagen
sind nicht billig und sollten vom „Tuner des Vertrauens“
auch konfiguriert werden. Bastellösungen bringen hier
selten Erfolg.
Einzeldrosselklappen mit Weberlochbild
103
Abgasanlagen
Wie bei allen anderen Anbauteilen auch, können hier
wieder nur Spezialanfertigungen montiert werden. Die
einfachste Art eine funktionierende und preiswerte
Abgasanlage an einen Typ4-Motor im Käfer zu
bekommen ist, das Einkürzen der Wärmetauscher aus
dem VW411/412. Es sind Wärmetauscher ohne Alukern.
Sie werden je nach Verwendung um ca. 110mm an der
Auspuffflanschseite eingekürzt und mit einem neuen
Aufpuffflansch versehen.
Wärmetauscher in Originallänge und in gekürzter Version
Als Auspufftopf kommt in dieser Konfiguration ein
ebenfalls in der Breite gekürzter Schalldämpfer aus dem
VW411/412 zu Einsatz. Der Serienschalldämpfer wird
direkt neben den Wärmetauscherflanschen
104
abgeschnitten die innere Abgasführung leicht modifiziert
und Verschlussbleche aufgeschweißt.
Die Arbeit sollte jemand machen, der das Abgassystem
auch versteht und es dementsprechend auch kann, sonst
hat man schnell einen Schalldämpfer gebaut, der zwar
super dämpft und auch passt, aber auch den Motor durch
Überhitzung in Folge zu hohem Staudrucks tötet.
Seriennaher Schalldämpfer mit zwei Endrohren
Aber es geht eben auch anders. Gegen die Funktion ist
nichts einzuwenden, aber die Optik ist mäßig und wenn
Leistungen von über 120PS angestrebt werden, dann
müssen auch größere Konzepte her.
Die Rohrquerschnitte der Wärmetauscher sind relativ
klein und lassen keinen großen Gasdurchsatz zu. Der
105
Auspufftopf ist ebenfalls nur bis etwa 2,0L und maximal
5500U/min geeignet. Die Lösung ist wieder aus
Tunerhand erhältlich (hat somit auch ihren Preis) und
kommt in Form von Fächerkrümmeranlagen.
Als Einstiegsanlage sei hier einmal die Ahnendorpanlage
genannt. Sie ist seit vielen Jahren auf dem Markt und altbewährt.
Die Rohrquerschnitte sind schon beachtlich und
münden in einen Sammler mit einem 54mm
Rohrdurchmesser. Es folgen nun zwei groß
dimensionierte Absobtionsschalldämpfer und ein
Endrohr.
Fächerkrümmer Schalldämpfer
Unter dem Fahrzeug kann dies dann so aussehen….
106
Die Anlage ist komplett in Edelstahl gefertigt und am
Fahrzeug angepasst.
Es gibt aber noch weitere Systeme. Mehr oder weniger
aufwändig kosten sie dann eben auch. Die
Abgasanlagen werden jedoch immer in sehr kleinen
Stückzahlen und teilweise erst auf Kundenwunsch
gefertigt.
Die Preise belaufen sich auf 1500 bis 3000 EUR. Sie sind
dann aber immer in Edelstahl mit hohem
Qualitätsstandard gefertigt. Jeder Tuner hat da sein
eigenes Rezept. Schlussendlich entscheidet der eigene
Geschmack und Geldbeutel.
107
Wie man sieht, vieles ist möglich
Zündung
Bei der Zündung kann man alles Bewährte aus der Typ1
Typologie verwenden.
Dies ist wahrscheinlich die einzige Komponente, die mit
dem Typ1-Motor absolut identisch ist. Deshalb kommt
hier der Verweis „ siehe Typ1 Zündung“
108
Ölschmierung, Ölkühlung
Der Typ4-Motor verfügt über einen modernen und sehr
effektiven Ölkreislauf. Bei der Entwicklung wurde von
Anfang an dieser Schwachpunkt aus Typ1-Zeiten
grundlegend überarbeitet. Der Typ4-Motor hat
serienmäßig einen größeren Ölkühler, welcher zudem
nicht im Luftstrom eines Zylinders liegt, sondern separat
mit Kühlluft angesteuert wird. Beim Gebläseumbau muss
aber auch er seinen Platz verlassen und statt dessen
wird an die Flanschstelle eine Anschlussmöglichkeit für
einen externen Ölkühler geschaffen. Dieser befindet sich
dann am Fahrzeug und wird gern an die Front unter die
Stoßstange gebaut. Es gibt aber auch sehr schöne
Lösungen mit dem Montageort neben dem Getriebe. In
jedem Fall sollte aber ein Thermostat zwischengeschaltet
sein, sei es ein Blockthermostat am Motorblock, oder ein
Schlauchthermostat.
Alles sind aber auch wieder Spezialanfertigungen, wenn
auch nicht besonders teuer.
109
Blockthermostat
Schlauchthermostat
Flanschplatte
110
Am Motor sieht dies dann so aus:
Eine Ölfilterung ist mit einer modernen
Schraubfilterpatrone schon serienmäßig vorhanden und
kann auch beibehalten werden. Die Ölpumpe ist mit
24mm recht solide und auch für leistungsgesteigerte
Motoren noch geeignet. Die einzige Aufrüstmöglichkeit
bietet hier der Umbau auf ein Trockensumpfsystem.
Siehe Typ1
Da diese Motoren gern im Käfercup verwendet werden
und hohe Kurvengeschwindigkeiten das Öl hin und
herschwappen läst, ist folglich auch der Umbau auf ein
Trockenölsumpfsystem hier häufiger zu finden als bei
Typ1-Piloten.
Eine kleine Ölsumpfverlängerung bietet aber hier auch
schon dem leicht sportlicheren Fahrer etwas mehr
Sicherheit, ohne auf einen kompletten Umbau auf das
genannte Trockensumpfsystem machen zu müssen.
111
Nun sind wir fast durch mit allen Typ4-
Motorkomponenten. Wer es intensiv verfolgt hat, wird
bemerkt haben, dass eine Menge Fachwissen nötig ist,
um einen Typ4-Motor käfertauglich zu machen. Es
werden viele Spezialteile verwendet und auch die
Serienkomponenten müssen teilweise erheblich
modifiziert werden. Es ist viel mehr Zeit nötig, um so
einen speziellen Typ4-Käfermotor zu montieren und auch
eine Menge Spezialwerkzeug für die Umarbeitung nötig.
Eine einfache Werkstatt ist da schnell überfordert und
auch ein Motoreninstandsetzer wird normalerweise nicht
die Möglichkeiten für solch einen Umbau haben. Wenn
man als Monteur alle Spezialteile einkaufen muss und
auch alle Maschinenarbeiten vergeben muss, wird so ein
Typ4-Käfermotor schnell sehr, sehr teuer.
Bastellösungen sind hier wenig Erfolg versprechend,
sehen zudem selten gut aus und halten nicht unbedingt
112
lange. Die schlechte Ersatzteillage, bzw.
Materialversorgung macht es nicht leichter,
ABER: wer einmal den Aufwand gewagt hat und seinen
Käfer mit einem so potenten, soliden, langlebigen und
schönen Aggregat ausgerüstet hat, möchte ihn nicht
mehr missen.
OK, ich gebe hier, für alle, die es bisher noch nicht
gemerkt haben, offen zu:“ Ich bin TYP4-Anhänger“
Das Grundkonzept ist ausgereifter. Eine etwaige
Motorüberholung lohnt sich immer. Das Drehmoment ist
beeindruckender und die technischen Detaillösungen
faszinieren jeden technisch Interessierten. Ich kann jeden
verstehen, der diesen Motorumbau in seinem Käfer mit
„Porschemotor“ beschreibt, wenn auch kein Bauteil von
Porsche ist, wenn man einmal davon absieht, dass der
Typ4-Motor im VW-Porsche 914 erst zu Ruhm und
Anerkennung gekommen ist. Die Fahrleistungen sind
beeindruckend und haben rein gar nichts mehr mit
quirligen, billig frisierten Käfermotoren gemeinsam. So
ein Motorumbau lässt sich aber auch nicht verheimlichen
und aus Gründen der Sicherheit sollte das gesamte
Fahrzeug mit allen Fahrwerksteilen, dem Getriebe, so
wie auch nicht zuletzt der Bremsanlage auf hohem
Niveau sein. In der Realität macht es aber auch den
Eindruck, als wenn Typ4-Fahrer im Allgemeinen der
Technik einen sehr hohen Stellenwert an ihrem Fahrzeug
beimessen. Hier sind die Aufrüstungsmöglichkeiten
mindestens genau so mannigfaltig wie beim Motortuning.
Dies ist aber ein anderes Thema,……schließlich heißt
dieses Buch ja „Motorbauphilosophie“ und somit möchte
ich es hierbei bewenden lassen.
113
Die spannendste Frage
Wie lange hält den so etwas?
Die Frage ist berechtigt und von Ausnahmen einmal
abgesehen auch sehr einfach zu beantworten. Die
Antwort lautet:“ Es hängt vom Fahrer ab.“ Gut, wer meint
das war jetzt ein bisschen einfach, hat vielleicht auch
Recht. Es gibt immer wieder Montagefehler und auch
sehr selten einmal Materialfehler. Der überwiegende Teil
sind aber Betriebsfehler und dies liegt dann am Fahrer.
Grundsätzlich sei aber vorher gesagt, dass es sich in der
Regel hier um, wie eingangs erwähnt,
leistungsgesteigerte Motoren handelt. Die
Lebenserwartungen sind generell nicht so hoch wie bei
braven Serientriebwerken. Pauschalaussagen zu
machen, kann folglich nur schief gehen. Weil aber jeder
gerne Zahlen vor Augen hat, sein einmal eine kleine
Aufstellung erlaubt. Voraussetzung ist aber immer, dass
die Leistungen solide erreicht werden. Ein Typ1 Motor bis
ca. 50PS/Liter sollte „bei guter Pflege“ gute 100tKm ohne
nennenswerte Revision halten. Ein Typ4-Motor liegt weit
darüber. 200tKm sind keine Seltenheit. Dies ändert sich
aber wenn man „mehr“ will. Schon bei guten 60PS/Liter
sollte sich beim Typ1 die Lebensdauer etwa halbieren.
Ein besonders hochwertiger Motor wird diese
Erwartungen übertreffen, bei besonders billigen
Konzepten wird man kaum heran kommen. 70PS/Liter
sind richtig viel. Bei stark frisierten Motoren sind
Literleistungen bis etwa 80PS/Liter möglich. Man darf
aber wirklich keine großen Ansprüche an die Haltbarkeit
stellen. Wenige Tausend Km wird man damit glücklich
sein können. Beim Typ4 wenige 10tKm. Die Motoren
114
haben aber auch einen ganz anderen Sinn: „Spass“ und
das nicht zu knapp. Es ist also immer abzuwägen, was
für einen persönlich wichtiger ist. Auch ist ein eventueller
Defekt dann kein „Beinbruch“. Kolben und Zylinder, so
wie auch die Zylinderköpfe sind hoch beansprucht. Sollte
ein Austausch dieser Teile nötig sein, oder ggf. nur eine
Überholung, dann ist man für weitere „Halbwertszeiten“
gut gerüstet. Die teuren Anbauteile verschleißen weitaus
weniger.
Vielleicht mal ein paar Beispiele. Nicht aus der Luft
gegriffen, sondern Tatsachenberichte.
Laufleistung über 100tKm und noch kein Ende in
Sicht…
Ein Typ4 wurde vor 14 Jahren grundsolide aufgebaut. Er
schiebt mit 100PS ein schweres 1303 Kabrio nun schon
seit mehr als 100tKm jedes Jahr durchs Land. In der Zeit
sind natürlich auch mal Wartungsarbeiten fällig gewesen,
die sich aber auf den Austausch der Ölschläuche und
Benzinschläuche, so wie auf eine Grundüberholung der
fast 40 Jahre alten Solex 40PII Vergaser beschränkte.
Der Besitzer weiß, was er hat, und auch, wie er damit um
zu gehen hat, alles nicht ohne Spaß am Motor zu haben.
115
Hier ein 2,0l Typ4. Weit über 100.000Km gelaufen und
schon 12 Jahre im Käfer
Laufleistung 5tKm
Es geht aber auch anders: Ein 2,0l Typ4 Motor verrichtet
ebenfalls in einem Kabrio seinen neu angetretenen
Dienst. Kurz nach der Einfahrzeit tauscht der Besitzer die
Vergaser gegen seiner Meinung nach ansprechendere
Vergaser aus. Sie werden nicht auf den Motor
abgestimmt und so läuft der Motor zu mager. Im heißen
Sommer 2006 war es dann so weit. Bei 5tKm
Laufleistung „Hitzetot“: Ein Ventilsitzring hatte sich
gelockert und ist heraus gewandert. Ein Kolben hatte
deutliche Fressspuren im Zylinder hinterlassen.
116
Laufleistung keine Tausend Km
Typ4 2,0L frisch im 1303 Kabrio. Es wurde eine externe
Frontölkühleranlage verbaut. Als Ölschläuche dienen
Hydraulikschläuche mit dem Aufdruck „max 80°C“: Erster
Fehler.
Beim Befüllen wurde seeehr großzügig Öl eingekippt und
zusätzlich noch die Motorgehäuseentlüftung verstopft:
Fehler 2 und 3.
Folge: Ölschlag und Überdruck im Motor. Fast alle
Dichtungen herausgedrückt. Also, Motor heraus und neu
Vermessen und Dichten.
Erneuter Versuch. Das sollte jetzt nicht noch einmal
vorkommen, also seeehr sparsam mit dem Öl. Viel zu
sparsam…… Leistungsverlust, Rauchentwicklung und
komisches Pfeifen folgten. Als der Fahrer beim
Motorenbauer seinen Unmut freien Lauf ließ, wurde
zuerst mit dem Motorenbauer einmal der Ölpeilstab
gezogen…..trocken wie ein Martini… eine sofortige
Kompressionsprüfung ergab: 4,5 ; 9,5 ; 6,0 ; und 9,5 bar.
Das Ventilspiel wurde kontrolliert und zeigte auf zwei
Auslassventilen NULL-Spiel: Fehler 4 und 5
Ein Auslassventil war verbrannt und leichte Fressspuren
an zwei Zylindern deutlich zu erkennen.. Der einzige
Kommentar des Besitzers: „Bei meinem neuen Firmen-
BMW muss ich auch nicht nach Öl schauen!“
Neue Kolben und Zylinder so wie ein Auslassventil waren
fällig.
117
Garantie und Gewährleistung
So viel zur Lebenserwartung von Motoren. Dies ist
vielleicht auch der Zeitpunkt, um über Garantie und
Gewährleistung zu sprechen.
Am Motorenbauer wird es wohl kaum gelegen haben und
auch nicht an dem Motorkonzept, waren doch alle
Motoren und Fahrzeuge fast gleich.
Viele Fehler lassen sich durch eine gute Absprache
vermeiden. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass
viele Firmen nur noch Motorbearbeitung machen und
keine Komplettmotoren mehr verkaufen, oder gänzlich
vom Markt verschwunden sind. Bestimmt waren auch
viele schwarze Schafe dabei, die minderwertige Motoren
vertrieben haben und mit den Regressansprüchen nicht
mehr klar kamen. Von vielen ist aber auch bekannt, dass
die neuen Sportmotorbesitzer schon auf der Heimfahrt
einmal sehen wollten, was der Motor denn nun kann und
so ihre teuren Motoren gehimmelt haben. Ein Typ4-Motor
mit 2,7l kostet schnell über 15.000,- EUR und wenn zwei
drei Heißsporne innerhalb einer Saison in Ermangelung
von Selbstdisziplin solche Motoren schrotten, dann kann
es auch schon mal namhaften Firmen das Genick
brechen. Es wird jeder einsehen, dass Sporteinsätze
jeden Motor binnen kürzester Zeit zur Aufgabe zwingen
können. Ebenso ist es eben auch auf öffentlichem
Verkehrsgrund, wenn man den Spassmotor
rennsportmäßig betreibt, oder ihn eben mit Nichtwartung
straft.
Auch ist das Label „alles neu“ nicht unbedingt ein Garant
für hohe Lebenserwartungen. Wir haben es hier mit sehr
alten Motorkonzepten zu tun. Diese zu optimieren ist
einfach, Leistungsausbeute und Lebenserwartungen wie
in modernen TDI-Motoren zu erwarten aber fast
118
unmöglich. Ein Beispiel aus den 60ger Jahren im Formel-
Rennsport bei BMW sei einmal angeführt um zu
verdeutlichen, dass Gebrauchtteile nicht unbedingt
schlecht sein müssen.
Man hatte Seinerzeit Probleme mit Motorschäden bei
Sporteinsätzen. Spannungen im Material und
Materialverzug verhinderten immer wieder Siege. Der
Konstrukteur ließ nun alte Motorblöcke vom Schrottplatz
holen und bearbeitete sie wie einen neuen Rennmotor.
Sein Gedankengang war: „Diese Motoren haben schon
alles hinter sich. Hitze und Kälte. Alle
Materialspannungen waren heraus und wenn sie bis dato
keine Risse hatten, waren sie folglich standfest“. Der
Erfolg gab ihm Recht. Heute, in der professionellen
Großserienfertigung, spielt das keine Rolle mehr. Die
luftgekühlten Motoren werden aber nicht mehr
hochprofessionell in Großserie gefertigt und wenn doch
etwas einmal für den relativ kleinen Kreis der
Individualisten neu entwickelt wird, dann kommt dies
noch seltener aus good old germany, sondern meist aus
Billiglohnländern oder gar Fernost mit eben solcher
Qualität. Einen kleinen Absatz hierzu finden sie auch im
Kapitel Typ1-Motoren unter der Rubrik Rumpfmotoren.
119
Grundsätzliches und Motordefinition
Der Typ 1 Motor
Der Typ 1 Motor ist der klassische VW-Käfermotor
Er kam serienmäßig in allen VW Käfer zum Einsatz, so
wie auch in seinen Geschwistern. Der Motor ist schon
kurz nach seinem erscheinen getunt worden. Damals
nannte man dies aber noch frisieren. Im Laufe der Zeit
hat sich viel getan. Es ist möglich, diesen braven
Motoren ordentlich Leistung ein zu hauchen.
Es war in den 60er und 70ern schon mit klassischen
Zweivergaseranlagen so und wird heute noch mit großen
Kurbelwellen, Spezialkolben und Zylindern, speziellen
Zylinderköpfen und Abgasanlagen gern gemacht.
Es scheint nach oben keine Grenzen zu geben und so
sind Leistungen über 100PS eher die Regel als die
Ausnahme. Auch sind Motoren mit weit mehr Leistung
möglich. Es werden auch gerne mal die 200PS und
darüber angepeilt, aber für alle die, nicht unbedingt
Rennsport betreiben wollen, sind auch darunter Motoren
möglich,
die richtig Freude machen. Es kommt eben auf das
Leistungsgewicht an und der Käfer wiegt nun mal nicht
besonders viel……
120
Klassischer TDE-Motor
1600 ccm 70PS
Dieser Motor hat seine Ursprünge in den frühen 70er
Jahren. Er ist im klassischen Theo Decker Design mit
einer Solex 34 PCI Zweivergaseranlage, einer scharfen
Nockenwelle, erhöhter Verdichtung, geschmiedeten
Kolben und erleichterter Schwungscheibe ausgerüstet
121
Der Typ 4 Motor
VW- TYP-4-Motoren sind die großen Brüder des
Käfermotors TYP1
Sie sind für die Fahrzeuge VW 411 und 412, für den VW
BUS T2 und nicht zu letzt für den VW Porsche entwickelt
worden.
Die serienmäßige Leistung reicht von 68 bis 100 PS. Es
kommen Hubräume von 1,7l bis 2,0l zum Einsatz.
Gerade diese Motoren eignen sich aber auch sehr gut
zum tunen. Sie sind von Hause aus standfester und
stabiler konstruiert und bringen somit
schon sehr gute Voraussetzungen für „mehr Leistung“
mit. Leider ist der Einbau eines solchen Motors nicht
ohne weiteres in den VW-Käfer möglich.
Auch wenn er als Rumpfmotor erst einmal dem
Käferrumpfmotor sehr ähnelt. Es sind umfangreiche
Änderungen und Spezialteile nötig, um diesen Motor
fachgerecht in einen Käfer einzubauen und zu betreiben.
Dies ist aber auch der Reiz an der Sache, auch wenn Sie
erheblich teuer sind als ihre kleinen Brüder……
UND mehr Stanfestigkeit bringen sie von Hause aus mit.
Leistungen ab 100 PS sind hier erst sinnvoll und absolut
alltagstauglich. Nach oben scheint es wieder kaum eine
Grenze zu geben. Die Einstiegsdroge ist nach wie vor der
2,0l Motor mit gut 100 PS.
Es folgen der 2,4l Motor, welcher mit großen Kolben und
Zylindern schon sehr früh
zum Einsatz kam, bis dann Kurbelwellen mit größerem
Hub verbaut wurden.
122
Hubräume von 2,5 bis etwa 3,2l sind möglich, Es werden
dabei Leistungen von 130 bis über 300PS erreicht.
ABER…..das wird jetzt richtig teuer…..
Als Klassiker ist nach wie vor der 2,0l auch mit mehr als
100PS zu nennen.
So ein Motor ist in den frühen 70ern schon verbaut
worden und mittlerweile auch H-Kennzeichen fähig.
Klassischer 2,0l 110PS Motor
Porschegebläse, Weber-Doppelvergaser 40 IDF 70,
polierte Aluteile und ein diamantsilberner Lack wirken
hier sehr edel
123
Sinnvolle Typ1 Konzepte
Was macht denn nun Sinn und was kostet der „Spaß“
denn?
Es gibt viele Motorvarianten und man könnte sich alle
möglichen Kurbelwellen mit Kolben und
Zylinderpaarungen vorstellen. Ich denke aber nicht alles,
was möglich ist, macht auch Sinn. Ein 1600er mit weit
über 100 PS ist realisierbar und findet bei
Rennsporteinsätzen auch seine Annwendung, er ist aber
für den alltäglichen Einsatz weniger geeignet. Anders
wiederum macht es auch wenig Sinn, sehr teure
hochwertige Langhub-Kurbelwellen mit einfachen kleinen
Gusskolben zu paaren.
In dieser Kombination hätte man vielleicht einen tollen
Drehmomentmotor, aber zu einem sehr hohen Preis, der
auch noch unwirtschaftlich läuft.
In der folgenden Tabelle sind Rumpfmotoren aufgelistet,
die man vielleicht als Anhaltswerte für seinen eigenen
Bedarf heranziehen könnte.
Die kleinen 1200er und 1300er tauchen hier gar nicht erst
auf, es geht hier ja auch um Tuning. Ab 1600 ccm, also
50 PS geht es los und bei realistischen 2300cm und ca.
160 PS endet die Auflistung. Es werden immer gängige
Abstufungen pro Hubraum zu sehen sein. Die Tabelle
beinhaltet auch Preise, die als Anhaltswerte zur
preisgünstigen Motorrevision eine Basis bieten sollen.
Stand der Preisermittlung ist 2006.
124
Eine Preiskalkulation für Komplettmotore zu geben ist
kaum möglich. Die Vielfalt an Anbauteilen macht eine
auch nur ungefähre Preisangabe nahezu unmöglich.
Auspuffanlagen, Vergaseranlagen und auch Kühlgebläse
können sehr unterschiedlich ausfallen. Der Preis eines
Motors kann somit sehr schnell mehr als verdoppelt
werden.
Es ist also jedem zu raten, die Angebote genau zu
vergleichen und abzuwägen, ob der höhere Preis nicht
eventuell sogar preiswerter ist als das vermeintliche
Schnäppchen.
Für Typ-4-Motore ist so eine Tabelle schwerlich
aufzustellen. Die benötigten Komponenten sind teilweise
nicht immer erhältlich oder der Preis schwankt sehr stark.
Typ-4-Motore werden auf Grund ihrer schlechteren
Verfügbarkeit auch viel öfter überholt. Die solidere
Bauausführung macht eine Überholung aber auch erst
möglich. Während man Typ1-Zylinderköpfe bei einer
Beschädigung gern gegen neue ersetzt, wird man es sich
auch aus rein wirtschaftlichen Gründen überlegen den
Typ4-Kopf nicht doch aufarbeiten zu lassen. Gleiches gilt
natürlich auch für Motorblöcke, die neu gar nicht mehr
erhältlich sind.
125
Motorübersicht Typ1 mit Preisen
Die angegebenen Preise basieren auf dem Marktspiegel 2006 beim
Aufbau eines gebrauchten Doppelkanalmotors entweder im
Austausch oder beim Wiederaufbau. Es ist hier nur der Rumpfmotor
kalkuliert, ohne Anbauteile und ohne Schwungscheibe.
Hubraum Beschreibung Köpfe Vergaser Verdichtung NW PS Kosten
1600 Serien AD/AS serie serie serie serie 50 950,-
1600 AD optimiert serie serie 8,5 270° 60 1200,-
1600 klassisch frisiert serie 34 PCI 9,0 284° 70 1450,-
1650 sportlich serie 40 DV 9,5 296° 85 1450,-
1776 Drehmoment serie serie 9,0 270° 65 1650,-
1776 klassisch serie 34PCI 9,0 284° 75 1650,-
1776 sportlich 39/35 40 DV 9,5 296° 100 1950,-
1915 Drehmoment serie serie 9,0 270° 75 1650,-
1915 klassisch 39/35 34PCI 9,0 284° 85 1950,-
1915 sportlich 39/35 40 DV 9,5 296° 110 1950,-
1915 supersport 40/35 44 DV 10,0 316° 130 2550,-
Es folgen nun Motoren mit Langhubkurbelwellen. Zuerst Motoren mit
einer 78mm Welle. Hier ergibt sich ein Preissprung, da die
Kurbelwellen teurer sind als die 69er Serienhubwelle.
1791 serie serie serie 8,5 270° 80 2650,-
1791 sportlich 39/35 40 DV 9,0 296° 70-100 2650,-
1791 supersport 40/35 44 DV 10,0 316° 85-120 2900,-
2007 serie serie serie 8,5 270° 85 2650,-
2007 sportlich 39/35 40 DV 9,5 296° -120 2650,-
2007 supersport 40/35 44 DV 10,0 316° -135 2900,-
2165 serie 39/35 serie 9,0 270° 90 2650,-
2165 sportlich 39/35 40 DV 9,5 296° -125 2650,-
2165 supersport 40/35 44 DV 10,0 320^ -140 2950,-
Die Oberklasse bilden die Motoren mit einer Langhubwelle von
82mm. Hierbei wird eine umfangreiche Gehäusebearbeitung
notwendig, damit die Kurbelwelle frei drehen kann. Auch müssen die
Pleuel bearbeitet werden um deren Freigängigkeit sicherzustellen.
Die Kosten für einen Motor in so einer Konfiguration können schnell
erheblich höher ausfallen, wenn man noch besonders hochfeste
Pleuel, nadelgelagerte Kipphebelwellen oder Kipphebel mit einem
größeren Übersetzungsverhältnis verbauen möchte. Die
126
Leistungsausbeute kann sehr stark differieren, da für solche Boliden
gewaltig Feinarbeit nötig ist.
2110 Drehmoment 39/35 serie 9,0 270° 95 3250,-
2110 sportlich 39/35 40 DV 9,5 296° -130 3250,-
2110 Supersport 40/35 44 DV 10,0 320° -140 3500,-
2276 Drehmoment 39/35 serie 9,0 270 98 3250,-
2276 sportlich 39/35 40 DV 9,5 316° -135 3250,-
2276 Supersport 42/37 48 DV 10,5 324° -160 3750,-
Es sind natürlich, wie schon erwähnt, auch viele Zwischenlösungen
möglich.
Mehr als ca. 70 PS sind mit der Serien-Abgasanlage aber nicht zu
realisieren. Die Leistungen werden nur mit geeignetem Abgassystem
erreicht. Die Gradangaben der Nockenwellen können auch
abweichen, so wie auch die Verdichtungsangaben. Je nach dem
wird so eine besonders sportlich- oder eben drehmomentorientierte
Motorcharakteristik erreicht.
Es sollte hier auch nur die ein zu kalkulierenden Basiskosten einmal
dargestellt werden. Es geht daraus hervor, dass ein 2,3l Motor
immer eine hochpreisige Angelegenheit ist.
Wie im Kapitel Kolben und Zylinder erläutert, wurden in der Tabelle
nur 85,5mm, 90,5mm und 94,0mm Kolbendurchmesser kalkuliert.
Die Motoren mit der fett gedruckten Hubraumangabe sind besonders
bewährte Konzepte mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.
127
Typ 1 Komplettmotore
Klassisch dezent und sportlich
Typ 1 Motor 1915 ccm 110 PS
Bohrung/Hub 94/69
Verdichtung 9,5:1
Vergaser 36 DRLA
Abgassystem Serie, optimiert
Zyl.Köpfe E39A35 Riechert
Bemerkung: Klassisches Design unauffällig und doch sportlich
- Verdichtung erhöht
- Große Zylinderköpfe mit geweiteten Kanälen
- Sportnockenwelle
- Geschmiedete Kolben
- Bosch 009 Fliehkraftverteiler
- Fullflow-Ölkreislauf
- 30 PS-Style-Gebläsekasten für mehr Platz
für die Vergaser
- Aluventildeckel
- Leichte, gewuchtete Schwungscheibe
- Optimierter Serienauspuff mit
Wärmetauscher
- Crossbar-Gasgestänge
128
Der 34PCI-MOTOR
Typ 1 Motor 1,6 l 70 PS
Bohrung/Hub 85,5/69
Verdichtung 9,0:1
Vergaser 34 PCI
Abgassystem Serie, optimiert
Bemerkung:
Theo Decker ist ein Tuner der ersten Stunde.
Das Logo TDE ist klassisch für sich selbst
Dieser Motor entspricht dem klassischen TDEDesign
in Technik und Optik. Ein toller Motor auch
für alle Tage.
129
Der Supersportler
Typ 1 Motor 2,0 l 135 PS
Bohrung/Hub 94,0/69
Verdichtung 10,0:1
Vergaser 40 IDF 68/69
Abgassystem Edelstahlschlange poliert
Bemerkung:
Ein echter Renner in perfekter Optik mit super Sound und 1ATechnik
- Geschmiedete Kolben
- Große Zylinderköpfe mit großen Ventilen E
40 A 35,5
- Optimierte Brennräume
- Hoch Verdichtet
- Supersport-Nockenwelle
- Polierte Saugrohre und Vergaser innen und
außen
130
- Edelstahl Abgasanlage mit abgestimmten
Rohrlängen
- Große Wärmetauscher, somit alltagstauglich
- Porschegebläse in C2-Optik
- Bosch 009 Fliehkraftverteiler
- Schwarzen Hochglanzlack, Kleines
Kerzengewinde, erleichtete, verstiftete und
gewuchtete Schwungscheibe usw usw usw
131
Typ4 Komplettmotore
Der Preiswerte
TYP 4 Motor 2,0l 110 PS
Bohrung/Hub 94/71
Verdichtung 9,5:1
Vergaser 40 DRLA
Abgassystem 2 in 1 Orra Topf
Bemerkungen:
Sehr preiswerte Lösung und dennoch ansprechend und gut
- keine Wärmetauscher
- Einfacher Kunststoff-Öleinfüller
- Kein Ölthermostat ( Öladapter-ORRA)
- Käferzündverteiler
- Einfaches Gasgestänge
132
- 228 VW-Bus Schwungscheibe
- Stahl abschlussblech
Hier montiert in einem 1302 Käfer mit „Goodies“
17“ Porsche CUP-Felgen und innen belüfteter
Scheibenbremsanlage
133
Das kleine Plus
TYP 4 Motor 2,0l 112 PS
Bohrung/Hub 94/71
Verdichtung 9,0:1
Vergaser 40 IDF 70
Abgassystem 2 in 1 Orra Topf
Bemerkung:
Solider Motor mit dem „kleinen Plus“
- Verdichtung leicht erhöht
- Sportlichere Nockenwelle
- Geschmiedete Kolben aus dem VW-Porsche
914
- Block-Ölthermostat
-
134
Der Glänzende
TYP 4 Motor 2,0l 115 PS
Bohrung/Hub 94/71
Verdichtung 9,1:1
Vergaser 40 DRLA
Abgassystem Kurze WT-Ersatzrohre, Leistritztopf
Bemerkung:
Solider Motor mit „Highlights“ und dennoch sehr Preisstraff gebaut
Ein nicht nur optischer Leckerbissen
- Verdichtung leicht erhöht
- Drehmoment Nockenwelle
- Poliertes Porschegebläse
- Polierte Riemenscheibe
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- Edelstahl-Gasgestänge
- Polierter Aluöleinfüller
- Diamantsilbernes Gebläse mit
Hochglanzklarlack
Hier montiert in einem Porsche 550 Replika
Es ist ein Rohrrahmen-Chassis mit GfK-Karosserie
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Der glänzende Sportler
TYP 4 Motor 2,0l 140 PS
Bohrung/Hub 94/71
Verdichtung 10,5 : 1
Vergaser 44 IDF
Abgassystem Edelstahl Fächerkrümmer
Bemerkung:
Ein echter Sportler mit richtig Dampf, großen
Zylinderköpfen, feiner Bearbeitung, hoch verdichtet,
Rennsport NW mit 316°, Rennfächerkrümmer in
Edelstahl, polierten Anbauteilen, usw usw usw
Ein echtes „Leckerli“
- Verdichtung stark erhöht und ausgelitert
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- Große Ventile, bearbeitete Brennräume und
Kanäle
- Sport-Nockenwelle
- Große Sportvergaser
- Poliertes Porsche-Carrera-Gebläse
- Polierte Riemenscheibe und Öleinfüller
- Edelstahl-Gasgestänge
- Bosch 009 Verteiler
- Blockölthermostat
Hier montiert in einem Sondermodel „Jubiläumskäfer“
Zinngraumetallic mit Wartungsöffnungen in den Seitenwänden.
Es sind Karosserieöffnungen, die gemacht wurden, um besser an die
Zündkerzen und die Vergaser herankommen zu können.
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Danke….
……und es geht auch anders….
Nun, wenn Sie hier angekommen sind, dann haben Sie
es geschafft. Es wird nun Menschen geben, die sich
köstlich amüsiert haben. Andere werden das eine oder
andere Mal den Kopf geschüttelt haben und wieder
andere haben sich geärgert. Es ist dem interessierten
Leser bestimmt auch gelegentlich ein „Ahaa“ dabei
gekommen und für diese war dies Buch gedacht.
Der Titel sagte es schon aus: „Motorbauphilosophie“
Es gibt, wie auch überall sonst, mehrere Wege mit
Leistung im Käfer und Co. glücklich zu werden.
Nicht alles ist detailliert beschrieben. Dieses Buch ist
keine Bauanleitung, sondern sollte nur die verschiedenen
Möglichkeiten aufzählen. Es sollte nun jeder in der Lage
sein, einen Motor etwas genauer beurteilen zu können
und für sich abzuwägen, was sinnvoll ist und was nicht.
Es wurden hier nur die Konzepte Typ1 und Typ4
behandelt. Leistung im Käfer, ich will es nicht
verschweigen, kann man auch anders bekommen.
Da ich aber klassisch angehaucht bin, habe ich mich nur
auf diese beiden Motorkonzepte beschränkt. Dennoch
möchte ich hier ganz kurz weitere Motorumbauten
vorstellen.
Der Golfmotor
Es lag ja nahe, sich irgendwann auch mal Gedanken
über einen absolut artfremden Motor im Käfer zu
machen.
Gölfe lagen bald auf dem Schrottplatz und gute
gebrauchte Motoren waren somit spottenbillig. Es war
140
also ein billiger Weg z.B. einen 110PS Golf GTI-Motor im
Käfer zu versenken. Es bedeutete ordentlich Leistung zu
Großserienkonditionen. Was brauchte man dafür:
Erst einmal Mut, sich mit dem Gedanken eines
Wasserpanschers im luftgekühlten „Guten Stück“ an zu
freunden. Spaß bei Seite…
Man benötigt eine Adapterplatte, die den Golfmotor mit
dem Käfergetriebe verbindet. Diese Adapterplatten
wurden bald auch von Tunern angeboten. Die Firma
Hoffmann-Speedster ist hierbei u.a. zu nennen. Sie hatte
sogar ein TÜV-Gutachten erstellen lassen.
Mit der Adapterplatte war es aber nicht getan. Man
benötigt einen speziellen Auspuff, der aber in der Regel
aus Golfteilen umgeschweißt wurde, und eben die
Wasserkühlung. Der Wasserkühler muss im Fahrzeug
verbaut werden und spätesten jetzt muss man ernsthafte
Eingriffe vornehmen. Im vorderen Kofferraum muss nun
ein ordentliches Loch geschnitten werden um den großen
Wasserkühler hier zu installieren. Die langen dicken
Kühlwasserrohre oder Schläuchen müssen verlegt und
sorgfältig entlüftet werden. Der Golfmotor ist aber so
groß, dass die Käfermotorklappe nicht mehr zugeht und
somit muss sie geändert werden, oder gegen eine
Klappe mit „Beule“ aus Tunerhand ersetzt werden.
Viel schlimmer ist aber der Platzbedarf in Richtung
Fahrzeugmitte. Die Motorrückwand in Richtung
Fahrgastzelle muss zu einem Teil herausgeschnitten und
verkehrt herum eingeschweißt werden.
Wasserheizung, Elektrik, Benzinleitung und
Benzinrücklaufleitung müssen ebenso installiert und
angepasst werden wie ein Luftfiltersystem.
Alles in allem ein erheblicher Aufwand, der sich nur
lohnen kann, wenn man es selber macht, denn
Werkstattstunden fallen hier massig an.
141
Die wenigsten Umbauten sind wirklich optisch
ansprechend und auch technisch nachhaltig gut gelöst.
Wasserboxer
VW hatte als Nachfolger für den Luftgekühlten Typ4-
Motor im BUS einen wassergekühlten Motor konstruiert.
Diesen WBX gab es mit 1,9l und 78PS so wie auch als
2,1l mit 112 PS. Der Umbau ist etwas einfacher als beim
Golfmotor, da Motor und Getriebe zusammen passen.
Auch ist er als Boxer recht flach gehalten und die
Motorklappe geht noch zu. Für die Wasserkühlung gelten
aber die gleichen Umbauaktionen wie oben genannt.
Subaru-Boxer
Warum nicht gleich einen Schritt weiter gehen. Der
Subaru-Motor ist auch ein Wasser-Boxer und mit
Leistungen bis über 200 PS zu bekommen. Billig wird
dies nicht, weil diese starken Motoren nicht an jeder Ecke
liegen und auch die Adaption nicht einfach ist.
Es gibt aber noch andere kuriose Motorumbauten, die
hier nur einmal einfach aufgezählt werden sollen.
AUDI-5Zyliner, VW-AUDI-TDI, Alfa Romeo, FORD V6,
Chevrolet Covair V8, und last but not least..
PORSCHEMOTOR
Ja, nun ist das Zauberwort gefallen. Viele berichten
immer wieder vom Porschemotor im Käfer. Meist sind
dies aber frisierte Käfermotoren mit „Porsche“ Vergasern
oder Porsche-Gebläse. Vereinzelt findet man auch
Porsche 356 Motoren im Käfer. Seitdem die
Oldtimerpreise für den Porsche 356 explodiert sind,
142
bekommt man auch nicht einfach mehr so einen 356-
Motor.
Der stärkste in Frage kommende 356-Motor hatte bei
1600 ccm 95PS. Er wurde im SUPER 90 bzw im Porsche
356 SC der letzten Serie verbaut. Ich möchte hier nicht
die starken 356 Carrera-Motoren mit Königswellen
unterschlagen, aber diese Motoren mit 1500ccm und
2000ccm kosten heute mehr als 50T-EUR. Ja 50000,-
EUR….100.000 Mark. Folglich tauchen sie im Käfer eher
selten auf.
Die häufigste Porschevariante ist der VW-PORSCHEMotor
welcher ja eigentlich ein VW-Typ4 ist.
6-Zylinder PORSCHE 911 Motore sind seltener zu
finden. Der 6-Zylinder ist erheblich größer und schwerer
als alle anderen Boxer. Der Umbau des Fahrgestells und
der Karosserie zur Aufnahme eines 911 Aggregates ist
erheblich. Es muss unter anderem auch ein Porsche 911
Getriebe verbaut werden, welches wiederum nicht so
einfach in die Rahmengabel des Käferfahrgestells passt.
Hier muss erst einmal Platz gemacht werden und auch
die Schaltkulisse umgebaut werden. Die Antriebswellen
passen nicht an das Porschegetriebe und müssen
ebenfalls geändert werden. Der Motor selber passt nicht
in den Motorraum des Käfers. Weder in der Breite noch
in der Länge. Der Motorraum muss folglich vergrößert
werden.
Aber geht nicht gibt’s nicht und mit viel Fleiß, Liebe zum
Detail und einer gehörigen Portion Geschick und
Fachwissen bekommt man eine sehr anspruchsvolle
Motorvariante im Käfer zum laufen. Über
Leistungsmangel braucht man nun nicht mehr zu klagen.
143
Die meisten Porsche 911 Motor-Umbauten sind sehr
hochwertig und optisch wie auch technisch ansprechend
realisiert worden.
Einige, seeeehr wenige Varianten wurden bisher in
Mittelmotorversion realisiert. Aber das ist nun wirklich
etwas für echte Individualisten mit der gehörigen Portion
Kleingeld an Bord….
hier ein Turbomotor auf Typ1-Basis
Es ist ein 1600ccm Motor
144
Es werden Leistungen zwischen etwa 90 und 140 PS
abhängig vom Ladedruck erreicht. In der Praxis ist diese
Variante mehr etwas für ¼ Meilen Rennen. Der enorme
Druck und der Temperaturanstieg ist kaum einer hohen
Lebenserwartung zuträglich.
145
Historie
Rainer Orminski ist ein technisch orientierter Mensch mit Schwerpunk klassischer
Mechanik. Seit über 20 Jahren beschäftigt er sich mit Motorbau und
Oldtimerrestauration.
Die luftgekühlten Motoren haben ihn besonders angesprochen, so dass er sich tiefer
in die Materie einarbeitete. Der KÄFER ist wohl als „größter“ Vertreter seiner Gattung
der luftgekühlten-Heckmotorwagen zu nennen.
Irgendwann war aber auch der „große Bruder“ mal dran, und so kam er über den VWPorsche
914 zum Porsche 911.
Nun, er ist bei den Boxern hängen geblieben und beschäftige sich mit Eifer der
Optimierung und dem klassischen Tuning, wobei man Tuning früher noch „frisieren“
nannte.
Über die Jahre ist ein fundiertes Wissen zusammengekommen und auch die
geeignete Peripherie.
Die Werkzeuge und Wergzeugmaschinen mehrten sich ebenso wie die Fahrzeuge.
1996 hat er für seine Familie und „sein Hobby“ ein Haus gebaut.
Endlich war Platz da, und weil er auch die Planung selber gemacht hatte, liegt
natürlich der Schwerpunkt der Nutzräume auf der Oldtimerschrauberei.
Da sich die Fahrzeuge auch immer noch mehrten, war 2004 eine kleine Halle fällig.
Er nennt es sein Museum, in dem die Fahrzeuge Unterschlupf finden sollten.
Zur dieser Zeit waren es: zwei Goggomobile
Ein VW-Käfer Bj 1982
Ein VW-Käfer Bj 1974
Ein Porsche 911 Bj 1968
Ein Porsche 911 Bj 1980
Ein NSU Prinz 4L Bj 1970
Eine Panther Bj 1958
EineTorpedo-Sachs 55 Bj 1955
Eine RT 125/3 Bj 1959
Eine Honda aus den 80igern
Und eben seine Alltagsfahrzeuge
Im August 2003 hatte er sich das erste Goggomobil angelacht und es faszinierte ihn
der simple Aufbau und die sehr überschaubare Technik.
Außerdem wollte er mal sehen, was alles in Sachen Karrosseriebau-
Blechrestaurierung möglich ist.
Es entstand dazu eine Niederschrift „Dies mal anders“. Ein Buch, welches derzeit
noch in Arbeit ist und die umfangreiche Komplettrestauration mit vielen Blecharbeiten
detailliert beschreibt.
146
Januar 2007
Ein Buch mit 146 Seiten davon 25 in Farbe
110 Abbildungen und Fotos
Informativ und kurzweilig,
humoristisch und anschaulich,
aber stets fundiert.
Text und Gestaltung, Bild und Dokumentation:
Rainer Orminski
Meinungsaustausch ist,
wenn man mit seiner eigenen Meinung zum Chef geht, und mit dessen Meinug zurück kommt.

gut, daß ich hier der Chäffe bin ;-)
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