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Nockenwellen

 

Eine "scharfe" Nockenwelle, was ist das?

 

Ab Werk wurden die Steuerzeiten und Ventilhübe der Nockenwelle sehr konservativ gewählt.

Die Motoren mussten mit fast allen Spritsorten auf der Ganzen Welt und in jeder Hand und Gelände funktionieren und möglichst viele hundertausend Km ohne nennenswerte Revision mit geringstem Wartungsaufwand funktioneiren.

Bei einem individuellen Motor kann man mit Hilfe einer anderen NW in die Motorcharakteristik eingreifen.

Um es vorwegt zu nehmen. Mit dem Einbau einer Sportnockenwelle, gewinnt man "keine" Leistung!

Das mag dem einen oder anderen Leser nun suspekt vorkommen, genau so ist es aber.

Wenn man einen Motor optimiert, also ihm mehr Leben (Drehmoment und Leistung) einhauchen will, dann gilt es die Füllung des Motors zu verbessern. Mit der Wahl einer Sportnockenwelle verschiebt man über die längeren Steuerzeiten das Drehzahlniveau. Mit einem größeren Hub der Nocken, also auch der Ventile, bekommt der Motor in der Regel mehr Drehmoment. Beides kann man nur in gewissen Grenzen verändern bzw. vergrößern. Die richtige Wahl einer Nockenwelle hängt von sehr vielen Faktoren ab. Der Anwendungsfall sollte hierbei im Vordergrung stehen und nicht die theoretisch mögliche Höchstleistung.

Für unsere Luftgekühlten Boxermotoren gibt es über 300 verschiedene Nockenwellen von fast 35 Herstellern.

Der Einbau einer "scharfen" Nockenwelle, ohne deren genaue Herkunft und Beschaffenheit zu kennen, kann nicht nur ein Fehlgriff sein, es wird einer mit hoher Warscheinlichkeit sein.

Die Angaben der Steuerzeit von Nockenwellen sind wenig hilfreich. Man könnte sogar behaupten, sie seien irreführend. Jeder Hersteller gibt die Steuerzeit einer NW etwas anders an. Der Vergleich von Nockenwellen durch die Gegenüberstellung der angegebenen Steuerzeiten ist absolut sinnfrei.

Grundsätzlich kann man sagen, daß US-Nockenwellen viel kleinere angegebene Steuerzeiten haben, als deutsche NW-Hersteller. Bei fast gleicher Motorcharakteristik können die angegebenen Steuerzeiten bis zu 40° abweichen.

Eine z.B. 300° NW ist nach deutscher Angabe eher sehr zahm, wobei eine 300° US-Nockenwelle schon eine echte Rennocke ist.

Es ist für den Leien nicht einfach, eine NW auszusuchen und selbts alte Motorenspezies tun sich mit der Vielfalt oft schwer.

Eine grundsätzliche Empfehlung möchte ich dennoch geben. Die zahmere Nockenwelle ist die bessere Wahl.

Warum? Die mit Abstand meisten Fahrzeuge werden im mittleren Drehzahlbereich gefahren. Die wenigsten reinen Rennsportfahrzeuge benötigen wirklich höchste Drehzahlen. Es macht das Leben leichter, wenn man sich bei den Steuerzeiten zurück hält und lieber eswas mehr Fahrbarkeit im Alltag hat.

Da Leistung ein Produkt aus Drehmoment und Drehzahl ist kann das bedeuten, daß der Motor ein paar Hundert Umdrehungen verliert. Somit ist die Spitzenleistung geringer. Im Umkehrschluß wird der Motor jedoch eine breitere Drehmomentkurve bekommen, was wiederum der Fahrbarkeit zu gute kommen wird.

 

Das Märchen der klappernden Ami-Nocken:

 

Man hört und liest es immer wieder. US-Nockenwellen klappern oder haben immer ein lauteres Ventilgeräusch.

Das ist ein Märchen. ....Woher kommt diese Aussage.

Nun, es stimmt, daß die Geräuschentwicklung des Ventiltriebes zunimmt, wenn die Ventile schneller und weiter geöffnet werden. Es werden dann zum Teil auch stärkere Federn und stärkere Stößelstangen benötigt, um die gestigenen Kräfte zu bewältigen. Der gesammte Ventiltrieb wird schwerer und muss dennoch mehr Bewegung in kürzerer Zeit machen.

Das geht nicht geräuschlos und hat auch mehr Verschleiß zur Folge.

Wie im oberen Teil schon beschrieben, geben die Nockenwellenhersteller die Steuerzeiten sehr unterschiedlich an. Nicht selten werden dann Nockenwellen mit der US-Messmethode zu groß eingekauft. Auch haben diese NW dann viel agressivere Anlauframpen und erheblich mehr Ventilhub. Jetzt kommt noch ein weiterer meist vollkommen vergessener Aspekt hinzu.

Werksseitig wurden NW-Räder mit unterschiedlichen Durch,essern verwendet. Die Abweichung ist mit Hilfe einer Schlagzahl auf der Rückseite des NW-Rades eingestanzt und kann Werte zwischen +7 und -7 betragen. Hiermit wurden Werksseitige Toleranzen ausgeglichen und das Zahnflankenspiel korrigiert. Wer heute eine neue Sportnockenwelle kauft, hat meist keine Auswahl des NW-Rades. Es wird "eines" dazu gekauft. Der unwissende Schrauber öffnet die schönen Verpackungen, wirft alles in die Gehäusehälfte und der Motor hat laute Ventilgeräusche. .......ist ja normal bei US-Nockenwellen.......liest man ja immer wieder und in jedem Forum.....

 

Die Behauptung: US-Nockenwellen klappern grundsätzlich, stimmt jedoch nicht. Es werden meist Fehler gemacht bei der Auswahl und dem Einbau.

Eines stimmt jedoch:

Ein Motor wird lauter, wenn Nockenwellen mit mehr Hub und mehr Steuerzeit eingebaut werden. Gerade das Ansauggeräusch kann erheblich lauter werden und ist nicht selten lauter als der Auspuff.